der Piotroski F-Score fungiert als Qualitäts-Kennziffer, um unter den Value-Aktien diejenigen mit der höchsten Qualität zu finden und günstige Aktien einer Qualitätsprüfung zu unterziehen. Backtests zeigen eine erstaunliche Outperformance, wenn man den Piotroski F-Score bei Investitionen in Value-Aktien in den letzten 50 Jahren berücksichtigt hätte. In diesem Artikel möchte ich daher die Systematik des Scorings erklären und im Anschluss drei spannende Qualitätsaktien vorstellen, auf die ich durch ihren hohen Score aufmerksam geworden bin.
Wie funkioniert der F-Score?
Der Piotroski F-Score geht auf den Accounting-Professor Joseph Piotroski von der Standford University zurück. Die neun festgelegten Punkte basieren auf den Ergebnissen der Buchhaltung über mehrere Jahre. Wenn das jeweilige Kriterium erfüllt ist, erhält die Aktie einen Punkt. Aktien mit einem Score von 8 oder 9 gelten als besonders stark, wohingegen ein Score von 0 bis 2 gar auf eine drohende Insolvenz hindeuten kann.
Man sollte jedoch bedenken, dass das Scoring nicht auf alle Arten von Unternehmen anwendbar ist – bei Wachstumsaktien sollte man also nicht nur auf Basis eines schwachen Piotroski-Scores pauschal auf eine schlechte Qualität des Unternehmens schließen. Auch kann das Scoring nicht als alleiniger Kaufindikator gesehen werden, da es die Bewertung der Aktie nicht einbezieht. Als Inspiration oder als Teil einer Analyse von Value-Titeln eignet es sich hingegen sehr gut. So entwickelte auch Piotroski das Scoring als Zusatz zu einer Bewertungsmethode, nicht aber als alleinigen Indikator.
Piotroski testete den F-Score im Zeitraum 1976 bis 1996. Das Ergebnis war eine erstaunliche Outperformance von etwa 7,6 % jährlich! Neuere Backtests bestätigen die Outperformance. Es lohnt sich also, einen genaueren Blick auf die Systematik zu werfen. Piotroski unterteilt die neun Punkte des Scorings in drei Kategorien. Die Kennzahlen beziehen sich dabei jeweils auf das gesamte Geschäftsjahr:
Profitabilität
Positive Kapitalrendite (Return on Assets, ROA): Der ROA ergibt sich aus dem Verhältnis von Jahresüberschuss zum Gesamtkapital. Durch einen positiven Jahresüberschuss wäre das Kriterium also erfüllt.Positiver Operativer Cashflow: Dem Unternehmen sind liquide Mittel aus der laufenden Geschäftstätigkeit zugeflossen.Ansteigende Kapitalrendite: Die Rentabilität auf Basis des ROA hat sich im Vergleich zum Vorjahr verbessert.Operativer Cashflow > Jahresüberschuss: Dieses Kriterium wird genutzt, da sich der Cash Flow durch buchhalterische Tricks nicht so einfach beeinflussen lässt wie der Jahresüberschuss.
Verschuldung, Liquidität und Finanzierung
Die Verschuldung sinkt: Die Fremdkapitalquote ist gesunken/ die Eigenkapitalquote gestiegen im Vergleich zum Vorjahr.Die Liquidität steigt: Die Liquidität 3. Grades (Current Ratio) ist höher als im Vorjahr: Die Kennzahl gibt die Relation zwischen Umlaufvermögen und kurzfristigen Verbindlichkeiten an. Je höher die Liquidität 3. Grades, desto kleiner das Risiko, kurzfristige Verbindlichkeiten aus der Substanz des Unternehmens zahlen zu müssen.Keine Aufnahme von neuem Eigenkapital: Die Anzahl der ausstehenden Aktien ist genauso hoch oder kleiner als im Vorjahr. Es hat im vergangenen Jahr keine Verwässerung durch Kapitalerhöhungen stattgefunden.
Operative Effizienz
Preissetzungsmacht steigt: Die Bruttomarge (Gross Margin) ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.Produktivität steigt: Der Kapitalumschlag (Asset Turnover) ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Der Kapitalumschlag setzt den Umsatz in Relation zur Bilanzsumme. Je höher der Wert, desto besser, da ein niedriger Umsatz bei einer hohen Bilanzsumme auf eine geringe Effizienz schließen lässt.