Das Spekulationskarussell drehen. 💸
Es sieht sehr düster aus über den Wolken der energieintensiven Industrie in Deutschland, doch bei genau einem Wert innerhalb des Sektors ärgert mich der Niedergang wirklich am meisten. Daher denke ich, dass diese durch ihren nun geringen Börsenwert bald übernommen werden könnten.
Ich möchte hier ein paar plausible Gründe darlegen, warum ich das denke und weshalb ich auch allgemein von einer deutlichen Unterbewertung sprechen mag.
Es handelt sich dabei um Lanxess $LXS (-2,02 %) .
Lanxess ist das Spin-off der Kunststoff-Sparte des Bayer-Konzerns gewesen. Seit 2005 ist man selbstständig an der Börse aktiv.
Man entwickelte sich von der traurigen Konzerntochter zu einem erfolgreichen und stark konkurrenzfähigen Unternehmen mit noch immer enormen Konzernpotenzialen.
Anbei nun einige Gründe, weshalb die Aktie deutlich unterbewertet ist.
1. Das Marktsegment
Übergeordnet ist Lanxess ist der chemischen Industrie beheimatet und doch gibt es in dieser Branche ebenso margenstarke Segmente, wie sie Lanxess ausfüllt.
Man beliefert die wichtigen Segmente der:
- High-Performance Materials, unter anderem mit Synthesekautschuk und Zwischenprodukten (Advanced Intermediates)
- Spezialadditive
- Konsumentenprodukte
Fakt ist: Man kommt täglich in Kontakt mit Produkten aus dem Markenportfolio von Lanxess.
Anbei einige Beispiele:
- Kalaguard – Konservierungsmittel für Hygieneprodukte und Kosmetika
- Lewatit – Austauscherharze für die Wasseraufbereitung in kleinen und großen Anwendungsbereichen (Solche Harze besitzt normalerweise jedes Haushaltsgerät, das mit Wasser betrieben wird, wie der Geschirrspüler)
- Mesamoll – ein Weichmacher für Kunststoffe. Vor allem in stabilen Anwendungsbereichen zu finden, wie Wasserbetten, und damit margenstark oder für den Verbraucher auch „teuer“.
- Saltidin – der Wirkstoff schlechthin für „Mücken- oder Zeckensprays“
- Oxone – der chlorfreie Poolreiniger für dein heimisches Schwimmbad.
Nettomargen von ~15% sind hier keine Seltenheit, sondern eher der Durchschnitt.
2. Wettbewerb
Lanxess ist in den meisten Bereichen seiner chemischen Produkte und Marktführer oder legt sich in seinen Bereichen ganz klar mit dem Platzhirsch BASF $BAS (+0,17 %) an und fordert die Ludwigshafener bis in die Unternehmenssubstanz.
3. Produktionsstandorte
Lanxess ist auch in seiner Standortwahl weltweit diversifiziert und somit an unterschiedliche Märkte in der Kostenbilanz gekoppelt. Ein Niedergang der dt. Produktionsstandorte wäre grob gesagt verheerend, aber nicht das Ende des Unternehmens.
Man muss allerdings zugeben, dass die meisten Standorte in Deutschland definitiv schon abbezahlt sind und daher die Cash-Cow des Konzerns abbilden. In der derzeitigen Situation trifft zu viel aufeinander.
- Der Wegfall des Konsums in der Bevölkerung
- Hohe Kosten und z.T. Insolvenzen der Folgefertigungen
- Konkurrenzdruck
- Überschwemmung des europäischen Marktes mit asiatischen Produkten
4. Management
Das Management von Lanxess unter Matthias Zachert ist definitiv ein Vorbild der dt. Industrielandschaft. Man erkennt frühzeitig sinnvolle Marktchancen und steuert den Konzern gezielt in margenstarke Nischen und behält zugleich das Limit für Ausgaben im Rahmen bei.
Nicht umsonst ist auch Buffet hier mit 5% am Unternehmen beteiligt.
5. Übernahmetheorie
Folgendes entspricht natürlich nur meinen Gedanken und ist somit eine reine Spekulation.
Seit dem Niedergang der Börsen 2022 haben sich die dt. Industriewerte nicht gefangen. Zu schlecht ist das derzeitige wirtschaftliche Umfeld. Die politischen Unterstützungsimpulse fehlen vollends. Verschiedenste Industrieverbände bemängeln zunehmend das wirtschaftliche Kompetenzverhalten der Bundesregierung, wohingegen die Landesregierungen den Ernst der Lage bereits erkannt haben und den Firmen verbindliche Unterstützungen zusichern.
Bereits beim Angebot von Covestro konnte man annehmen, dass ausländische Investoren die dt. Industrie genauer im Blick behalten, um die günstigen Kurse auszunutzen.
Ein weiteres wahrscheinliches Beispiel aufgrund seines einzigartigen Markenportfolios kann Lanxess sein.
Der Unternehmenswert dürfte 2023 auf etwas unter 5 Mrd.€ beziffert werden, wohingegen die Umsatzaussichten weiterhin steigend sind. Der Marktwert ist hingegen nur mit knapp 2 Mrd. € beziffert. Ein Übernahmeangebot von ca. 5 Mrd.€ ist schätzungsweise aber annehmbar. Den zweiten Faktor hingegen wird das Management darstellen, aber bei der passenden Summe möge man sicher nicht verneinen.
Aber wer sollte denn daran Interesse haben?
Es wäre anzunehmen, dass weitere orientalische Emirate und Fonds einen kapitalen Angriff auf Europa und insbesondere Deutschland starten, um ihren wirtschaftlichen und politischen Einfluss hier auszuweiten und die Abkehr vom Öl zu beschleunigen. Mit einem nachhaltigen Portfolio, wie es Lanxess besitzt wäre das eine ideale Ergänzung.
Aber auch US-Konzerne, wie Dow $DOW (+0,47 %) oder DuPont $DD (+0,35 %) , könnten ihre Dominanz auf den Kunststoffmärkten einen Auftrieb verleihen und sich die Innovationskraft der dt. Chemieindustrie in den Konzern einverleiben. Schwierig hingegen, wären kartellrechtliche Bedenken durch die Konkurrenz. Doch auch hier könnten Umwege durch Beteiligungen oder Zugeständnisse an die Konkurrenz, ähnlich der Linde $LIN (+0,12 %) -Praxair-Fusion gefunden werden.
Was denkt ihr darüber?