Orsted – viel Wind und Sturm.
Im Verlauf des gestrigen Morgens hatte der dänische Energieversorger $ORSTED (+1,57 %) eine ganz spezielle Überraschung für seine Anleger parat.
Man gab bekannt, dass man das Teile des US-Portfolios großzügig abschreiben muss.
Was heißt das jetzt?
1. Was ist denn überhaupt eine Abschreibung?
Es gibt planmäßige und außerplanmäßige Abschreibungen in der Betriebswirtschaft. Die Namen sind selbsterklärend. Eine Abschreibung ist normalerweise eine Wertminderung des betrieblichen Vermögens.
So viel dazu: Reflektieren wir das nun am Beispiel mit einer kleinen
Vorgeschichte:
Orsted hat ambitionierte Wachstumsziele auf neuen Märkten, unter anderem in den USA und in Osteuropa. Dafür benötigen sie also viel Kapital und nehmen Kredite auf. Dort wird das jeweilige Sachgut, in diesem Fall die Windkraftanlagen als Sicherheit hinterlegt. Anhand dessen und natürlich weiterer betriebswirtschaftlicher Faktoren errechnet sich der Kapitalgeber seinen Zins für den Kredit.
Glücklicherweise genießen erneuerbare Energien seit dem „inflation reduction act“ im letzten Jahr eine Steuerermäßigung von ca. 30%. Sofern diese gesetzliche Regelung aber nicht vereinbart worden wäre, hätte man wohl gestern bereits den US-Markt aufgeben können.
Und wie weiter?
Ich hoffe es möglichst verständlich halten zu können: Es geht konkret um 3 Wind-Projekte, die aufgrund von Lieferantenproblemen nicht rechtzeitig fertiggestellt werden können. Diese Projekte machen etwa 50% des Vermögens in den USA aus. Das Gesamtvermögen beträgt in den USA knapp 4 Mrd.€. Das Vermögen umfasst hier ca. 2,5 Mrd.€, also 62,5%. Die Abschreibung umfasst knapp 730 Mio.€ dessen, also knapp 30%.
Ihr nehmt also mehr als die Hälfte eures Besitzes, den ihr mit Kredit finanziert habt und stellt fest: „Ach Mist, ich habe soeben 30% Wert verloren.“
Was sagt wohl die Bank dazu?
„Da die Konditionen zu anderen Bedingungen vertraglich geregelt waren, müssen wir diese überarbeiten und neue Konditionen zu höheren Zinssätzen vorlegen.“
Glückwunsch, du bekommst nun zu deiner Kreditsumme also noch höhere Zinsen, die deinen Gewinn massiv schmälern werden und je länger die Verzögerung der Realisierung der Projekte dauert, umso mehr Geld verliert ihr als Unternehmen.
Aber es kommt noch schlechter:
Zwar bekräftigt man, dass man die EBITDA-Marge halten könne, aber ehrlicherweise: Wie will man das anstellen?
Die Marge wird schrumpfen und die Verbindlichkeiten steigen weiter, die freien Mittel schrumpfen. An der Börse ist damit nicht nur die Wachstumsphantasie vom Tisch, sondern auch die ernste Gefahr, dass man netto unprofitabel wird.
Alarmierend für die Branche ist, dass Orsted mit Negativbeispiel vorangeht und aufzeigt wie unattraktiv Windkraft, insbesondere im Versorgersektor in den USA eigentlich ist. Das Produzentenrisiko und das Betreiberrisiko trägt man in dieser Rolle zugleich.
Und wieder wird nach dem Staat gerufen ... 😉