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+++ Kaufe viel, spare viel? +++

(aus der Reihe: Deine Frage zu Edelmetallen - Teil 3)


Heute möchte ich auf eine Frage eingehen, welche eher aus einer Aussage von @Tommy_oh_c137 unter dem Barrenkauf von @TeilzeitKapitalist getroffen wurde:


“Hättest direkt ne Unze gekauft, sparst Geld.“


Stimmt diese Aussage? Grundsätzlich ja. Im Edelmetallhandel gilt der Grundsatz: „Je mehr, desto günstiger.“ Kaufen wir also mehr Gold, so sinkt in aller Regelmäßigkeit der Preis, welchen ich pro Gramm zu zahlen habe.

Das Rechenbeispiel an Hand des 5g Barren von @TeilzeitKapitalist ist folgendes:


Wir nehmen an, dass er den 5g Barren für etwa 290€ erworben hat (290€/5[g]= 58€). Er zahlte also 58€/Gramm. Wenn er nun die angesprochene Unze (nominel 31,1g Gold) zu einem Preis von 1.770€ gekauft hätte, so wäre sein Grammpreis bei 56,91€/Gramm angelangt (1.770€/31,1[g]=56,91€).


Er spart also 1,09€ per Gramm Gold. Würde er die 31,1g also mit 6 Barren à 5g und einem 1g Goldbarren erkaufen, so würde am Ende eine Gesamtsumme von 1.806€ (bei angenommenen 1g Barrenpreis von 66,00€) zu Buche schlagen.

Eine Differenz von immerhin 36 EURO.*


Die Aussage ist also plausibel und realistisch.

Aber: Gleiches lässt sich auch mit 50g Barren, 100g und erst Recht mit einem Kilo Gold fortführen. Um so mehr Gold „ich“ kaufe, desto mehr nähere ich mich dem Mittelkurs für Gold.


Warum kosten Kleinbarren verhältnismäßig mehr, als Barren über 1 Unze?


Ich habe es bereits oben erklärt. Umso mehr Gold vom Kunden erworben wird, desto günstiger wird der Grammpreis. Gleiches Prinzip gilt natürlich für Händler, welche selbst Kunden bei der nächst höheren Instant in der Einkaufskette sind. Umso mehr Gold ich bei Banken, Scheideanstalten oder Dritthändlern erwerbe umso günstiger wird mein Verhältnis im Einkaufspreis.


Zusätzlich zum Preis kommen Form- und Prägekosten, Betriebs-, Personal- und Marketingkosten sowie Versandkosten.


Nehmen wir an, dem Hersteller kosten im Einkauf von Schmelzgold (Schmelz- oder Rohgold (also Minengold) sind unterschiedlich zu betrachten, dazu eventuell mal irgendwann mehr), das Gramm 54,03€ (Unze: 1696€ laut Börse abzgl. 0,50€ Schmelzaufwand je Gramm). Das Gold wird geschmolzen und in einen 100g Barren gegossen. Der Prozess kostet dem Hersteller Geld, die sogenannten Formkosten belaufen sich auf 2,5€ je 100g Barren.

Die Scheideanstalt verkauft den Barren plus Versandkosten i.H.v. pauschal 36€. Nehmen wir an, sie setzt die Mindestmenge von 25 Stück ab, so kostet der 1x 100g Barren inkl. Versand 5.487€. (Ursprünglich Zahlendreher; danke @BregisMoon )

Wenn dieser 100g Barren nun durch 10 geprägt wird (also in 10x 10g Barren geprägt wird) so verteuert sich der Grammpreis nochmals. Statt 2,50 Euro werden also zb. 3,50 Euro fällig. Nochmals in 5g oder kleinerer Notierung geprägt, können die Prägekosten um das 5fache steigen.

Es gibt auch gleichbleibende Formkosten, dabei gilt: Bleiben die Formkosten mindestens gleich so steigt der Anteil der Formkosten dennoch prozentual im Verhältnis des geringen Preises für den Barren. Ergebnis: Das Gramm Gold kostet mit geringerer Menge mehr (Prozentrechnung incoming…).


Das ist natürlich nur ein Rechenbespiel, weil die Formkosten umso teuerer werden, desto weniger der Kunde beim Scheid-Betrieb Stammkunde ist oder nur bescheidene Mengen abnimmt.

Es ist nicht unüblich das Mindestabnahmen per Jahresfrist zu Beginn eines jeden Jahres oder eben dann regelmäßig erneuert, festgesetzt werden. Sollte man als Händler nicht auf den Absatz kommen, so endet die Geschäftsbeziehung schneller als man gucken kann.

Auch sind die hier angesetzten Formkosten eigentlich zu gering angesetzt, ist für das Beispiel aber unerheblich.


Die Präge- und Formkosten beschreiben also den Arbeitsaufwand am Material. Steigt dieser auf Grund der kleineren Normierung, so spiegelt sich dies im Grammpreis wieder. Nicht umsonst kostet der 1g Barren dann aufs Gramm gesehen 10€ mehr, als auf die Unze gerechnet.


Die Aussage, ob ich Geld „spare“ wenn ich größere Mengen kaufe, ist wahr und stimmt.


Aber… Kommen wir zur eigentlich wichtigeren Frage für die Anlage in Edelmetallen:


Macht der Kauf von größeren Mengen Gold auch tatsächlich Sinn?


Grundsätzlich hängt die Beantwortung der Frage doch sehr vom Verwendungszweck und dem Anlageziel ab, welche Normgröße erworben wird. Und dann natürlich vom Geldbeutel.


Auch hier greife ich auf das Beispiel des 5g Barren zurück.

Nehmen wir ein Portfolio mit einer Größe von ca. 5700€ an und erwerben einen 5g Barren zu einem Preis von 290 EURO, so haben wir eine Gewichtung von 5% im Gesamtportfolio.

Wer also 5-10% als Zielgröße für Gold im Portfolio anstrebt, hat mit diesem Kauf bereits einen Grundstein gelegt.

Wenn sich @TeilzeitKapitalist jedoch die preislich sinnvollere Unze in den Tresor legt, so fällt plötzlich die gesamte Risikoallokation wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Der Anteil liegt dann bei beachtlichen 23,6%.


Ich habe dies einmal in einem anderen Beitrag zum Thema Papiergold bzw. Physisches Geld angesprochen. Wir haben dann keinen kleinen Anker mehr für ein Rettungsboot, sondern den eines Kreuzfahrtschiffes. Ob das Sinnvoll ist, sei einmal dahingestellt.


Wie also verfahren? Kein Gold kaufen?


Wer Gold kauft, handelt aus dem Antrieb der Sicherheit, der Risikosteuerung, der Wertsicherung oder einfach Anlagediversifizierung. Wer Edelmetall kauft, sollte daher die gleichen Spielregeln wie für Einzelwertinvestitionen ansetzen. Die Menge an Edelmetall im Portfolio muss unbedingt mit der Risikobereitschaft eines jeden Anlegenden selbst übereinstimmen. Die Allgemeine Regel für 5-10% Edelmetalle im Portfolio kann nicht für alle Investoren gleich gelten. Diese Allokation stammt aus dem Fondsmanager Verständnis heraus, ein Teil wertgesicherter Anlageinstrumente ausserhalb des Fiatgeldes zu parken.

Der Grundsatz: Gold ist immer seinen Preis wert, sagt nichts anderes aus. Der Satz müsste zudem genauer heißen: „Gold ist immer seinen Einkaufspreis wert, solange bis „ich“ das Gold zu einem höheren oder niedrigeren Preis verkaufe.“


Wer Gold kauft, kauft also Gold in Höhe seiner Risikoallokation und vor allem angemessen an seine Portfoliogröße.


Wie sollte unser Protagonist bei steigenden Depotwert verfahren?


Am einfachsten lässt sich die Risikoallokation für Edelmetalle im Portfolio mit einem Sparplan auf ein ETC Zertifikat (wertgesichert mit Gold, zb. EUWAX 2 Gold von Börse Stuttgart) halten und dauerhaft fortführen. Hierzu berechnen wir einmal die monatliche Sparrate auf Aktien, setzen unsere Zielallokation ins Verhältnis und besparen prozentual einfach den nominellen Wert pro Monat um die Gewichtung beizubehalten. Vorteil, ich kann jeder Zeit die Rate erhöhen oder verringern, habe keine Lagerkosten und dennoch eine (in der Regel) physische Hinterlegung des glänzenden Edelmetalls. Über die Risiken habe ich im angesprochenen Betrag zum Thema Papiergold oder Physisches Gold bereits ausführlich geschrieben (siehe Linktree in meinem Profil).


Wer physisches Gold bevorzugt, dem kann ich die Methode des Einmalkaufs ans Herz legen. Je nach finanzieller Möglichkeit bedeutet das also ein Kauf pro Quartal, pro Halbjahr oder eben pro Jahr. Bei dieser Variante verfahre ich also so, dass ich mein Jahreendvolumen meines Depots schätze (weil ich zb. regelmäßig Geld per Sparplan oder Einzelkauf von Aktien investiere) und dann zu einem festgelegten Zeitpunkt die Risikoallokation soweit mit Gold korriegiere, wie es möglich ist. Bei unserem Beispiel mit 5g wäre also im nächsten Jahr wieder der Kauf von 5g fällig, da das Depot eventuell um das doppelte angewachsen ist. Es spielt dabei keine entscheidene Rolle, ob die Risikoallokation über das Jahr auf 2,5% herunter gegangen ist, solang ich zur Jahresfrist wieder auf meine 5% Anteil zurückkehre.


Der Funfact am Ganzen: Ihr macht es wie jeder zweite Fondsmanager. Am Ende des Jahres, zum Geschäftsbericht eines Anlagejahres wird die Risikoallokation korrigiert und gerade gestellt.


Irgendwann wirst du einige 5g Barren im Bestand haben. Da der Goldkurs jedoch genauso Schwankungen unterlegen ist, du einen Durchschnittspreis bei deinen erworbenen Barren hast, das Gold vermutlich wieder teuerer als beim letzten Mal ist, kannst du wohl gegen eine Zahlung einer kleinen Differenz (nämlich zwischen Ankauf und Verkauf der Barren) zu einem entsprechend höheren Barren wechseln. Oder du belässt es einfach dabei, denn 1kg Gold entspricht gerade einmal von den Abmaßen her einer grossen Tafel Milka Schokolade… versuche das einmal mit dem gleichen Wert an Silber darzustellen…

Ein weiterer Vorteil deiner Stückelung: Du kannst teilweise dein Gold bei Bedarf abstoßen und musst nicht gleich 1 Unze oder mehr verkaufen.


Auf keinen Fall sollte die Position jedoch übermäßig nach oben hin abweichen, genauso wichtig ist aber auch eine ausreichende Menge an Edelmetall, um einer reinen kosmetischen Maßnahme vorzubeugen (Beispiel: 500€ in Edelmetallen mit einem Depot von 100.000 Euro ist, halt gerade mal 0,5% Gewichtung… ist also eher ein dünner Faden statt Ankertau am Kreuzfahrtschiff).


Klar ist: Wer ein entsprechendes Portfolio oder eine bestimmte Risikoallokation im Auge hat, welche eine Anlage mit 100g oder Unzenstückelungen sinnvoll macht, sollte dies auch tun, denn dies ist dann tatsächlich die „günstigere“ Methode des Investieren in Edelmetalle.


Ich wünsch euch eine goldene Zukunft und viel Erfolg! 🍀


*bei den genannten Preisen handelt es sich um tatsächliche Preise eines einzelnen Händlers, Stand heute morgen gegen 8:30 Uhr.


#gold
#edelmetalle
#fragedelmetalle
#learn

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31 Kommentare

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Danke dir für die Ausführung @ccf #learn #gold
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@ccf
Deswegen mache ich es wie in Stirb Langsam 3.
Sprenge ein U-Bahn, Bohre die FED an, Peter Gruber kommt mit ein paar Lkw's und zack, hab ich ein paar Tonnen Gold.
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@ccf ist es sinnvoller in eine Minengesellschaft zu investieren die knapp 5% Dividende zahlt oder in EUWAX 2, weil bei steigendem Gold auch der Kurs der Minengesellschaft steigt? Und falls der Goldkurs seitwärts geht mache ich mit der Dividende natürlich mehr Plus😉
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Sooo wichtig!
Danke für die Einbringung deiner fachlichen Kompetenz. 😊
Dafür ein dickes @ccf
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Vielen dank für diesen Post. Aktuell ist meine Goldposition im Portolio nur ein dünner Faden. :)
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Danke für den tollen Post 👍
$EWG2 hab ich bereits auf meiner Watchlist und überlege einen sparplan dafür einzurichten.
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Sehr guter Beitrag, vielen Dank dafür! 👍
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Super Beitrag! Versteh nur leider nicht wie du auf den Preis des 100g Barren kommst. Mit (54,03-0,5)*100+2,5+36 komm ich nicht annähernd an die 5847 😪
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