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Ausflug in die Aktienverdammnis: Meine Meinung zur TUI-Aktie


Hallo Leute!


Heute soll es um meine Meinung zur TUI-Aktie gehen. Ich denke, dass jeder von euch schon mal von ihr gehört hat und aufgrund der starken Resonanz zu TUI in meiner letzten Umfrage habe ich mich dazu entschlossen, diese Aktie heute für euch stärker in den Blick zu nehmen.


Vorweg der Disclaimer: Dies ist keine Anlageberatung. Es ist auch keine Aufforderung zum Kauf / Verkauf von Finanzprodukten. Ich schildere hier lediglich meine Meinung. Ihr habt eine eigene Verantwortung gegenüber euren Investments. Keine Haftung.


Damit wir alle von der gleichen Seite aus starten, teile ich diese Analyse in folgende Schritte ein:


1.TUI in Zahlen, Daten und Fakten


1.1 Wer ist TUI und welche Branchenbedeutung hat die Urlaubsindustrie?


1.2 Analyse der TUI-Aktie - Eine Aktie zum Verfeuern im Kamin?

2.Persönliches Fazit und Ausblick auf weitere Themen





1.TUI in Zahlen, Daten und Fakten

1.1 Wer ist TUI und welche Branchenbedeutung hat die Urlaubsindustrie aktuell?


Die TUI AG ist mit einer Börsenbewertung von 2,917 Milliarden Euro eines der Unternehmen im europäischen Raum, dass als Vorreiter der Urlaubsindustrie gilt und eine immense Sektorbedeutung aufweist. Jedem von uns ist TUI als Anbieter von vielfältigen Reisedienstleistungen bekannt und bei vielen Reisebüros sieht man das typische TUI Lächeln auf manchen Angeboten. 28 Millionen Kunden weltweit, davon 75% in Europa und 15 Kreuzfahrtschiffe mit 5 Fluggesellschaften und ca. 5.000 Reisebüros sind eine starke Ansage (vgl. (vgl. (1), (2), (8)).


Dabei ist wichtig, dass TUI anders als McDonald’s beispielhaft auch seine Umsätze schwerpunktmäßig mit dem bekannten Kerngeschäft ausführt. 97,6% des Umsatzes lassen sich problemlos der Kategorie der Dienstleistungen im touristischen Sektor zuordnen. (vgl. (1), (2)).


Das ist insofern interessant, als dass es eine klare Kopplung des Unternehmens an prominente Geschäftsfelder gibt - man ist verleitet das für lapidar zu halten. Nur 2,4% des Umsatzes werden mit Aktivitäten in anderen Geschäftsfeldern gewonnen. McDonalds im Vergleich ist weniger abhängig vom prominenten Tagesgeschäft und betreibt via Immobilien und Franchisenehmern ein weniger abhängiges Modell und hat Einnahmen durch Vermietung. Während TUI also bei 97,6% Kerngeschäft zu 2,4% außerordentliche Aktivitäten mit u.a. Immobilien liegt, betreibt McDonald’s eine 56,4% Franchise/Partnerrestaurants zu 42,1% konzerneigene Restaurants Struktur (vgl. ebd.).



Wo ist der Zusammenhang und warum ist das wichtig?


Platt gesagt: TUI ist nahezu eigenverantwortlich für sein 97,6 Prozent Tagesgeschäft, während McDonald’s bei seinen mehrheitlich externen Umsatzeinflüssen auf Miete und Umsatzbeteiligung setzen kann. Ich möchte an dieser Stelle dies benannt haben, um den Einfluss von konzerneigener Aktivität auf den gesamtwirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens kurz anzureißen. Läuft das Kerngeschäft für TUI nicht, bestehen direkte Einflüsse auf die Gesamtperofrmance. Läuft es bei McDonald’s nicht, gibt es immerhin noch die Miete und die Umsatzbeteiligung - so gering sie dann auch sein mag. Der Gründer von McDonald’s Ray Croc nannte sein Unternehmen zudem einen Immobilienkonzern im engeren Sinne (vgl. (3), (4)).


TUI ist somit eindimensional in seinem Geschäftsfeld unterwegs. Die benannten 97,6% teilen sich auf im Wesentlichen in (vgl. (2)):


  • Reiseveranstalter in Central, West und nördlicher Region
  • Hotels & Resorts
  • TUI Musements
  • Kreuzfahrten
  • Andere


Ja aber da steht doch „Hotels & Resorts“ also ist TUI doch ein Immobilienkonzern?


Vorsicht: TUI und Immobilien ist ein sehr heißes Eisen geworden. Zwar gehören weltweit 400 Hotels zu TUI, allerdings ist ein Teil dessen in einer Beteiligungsgesellschaft mit 21 Immobilien angesiedelt. Den anderen Anteil hält die Familie RIU wiederum gemeinsam mit TUI, wobei RIU wiederum Großaktionär bei TUI ist (vgl. (9)).


Hä?


Es ist im Wesentlichen sehr einfach: 1993 haben die Familie Riu und der TUI Konzern eine Gesellschaft zur Verwaltung der Immobilien gegründet. Sie ist der Nachfolger eines Vorläufers der 50er Jahre und heißt „RIUSA II S.A“. Das Ziel von RIUSA II S.A ist die aktive Verwaltung und Instandsetzung der Immobilien, die TUI gehören (vgl. (5), (6)). Daneben gab es noch eine Minderheitsbeteiligung TUIs an einer daraus losgelösten Gesellschaft mit nur 21 Immobilien. TUI hat diese Beteiligung 2021 verkauft und dafür zwischen 540 Millionen € bis 670 Millionen € erhalten haben. Die Käufer sind zum einen RIU selbst und zum anderen ein Niederländer aus einer indischen Unternehmerfamilie, was uns bis hierhin erstmal als Input reichen soll. Somit besteht TUIs Bezug zu Immobilien vornehmlich in der Gesellschaft RIUSA II S.A (vgl. (5), (6), (7)).


Was soll diese Gesellschaft denn bringen?


Die RIU Familie war mehrheitlich mit 51% beteiligt, während dem TUI Konzern 49% zustanden. Mittlerweile sind beide mit 50% gleichberechtigt. Es ist somit eine Art Ausgliederung der Konzernaktivitäten in eine Gesellschaft, damit diese sich um die Immobilien kümmert. Der Blickwinkel auf Immobilien ist also völlig anders als bei McDonald’s und es resultieren andere Herausforderungen, da die Hotels eben nicht nur TUI gehören und während der Corona Pandemie viele Hotels leer standen bzw. nicht vollumfänglich genutzt werden konnten (vgl. (7), (8), (9)).


Warum ist das problematisch?


Ein Hotel ohne Kunden ist wie ein Auto ohne Sprit - Es macht nichts, bindet Kapital und erfordert diverse Zahlungen, damit man es behalten darf. Das bekam auch TUI zu spüren, als man im Corona Jahr 2020 einen Verlust realisierte von 3,1 Milliarden Euro. Ja richtig gelesen. 3,1 MILLIARDEN Euro. Bei einem Unternehmen, dass mit 2,917 Milliarden Euro in 2022 bewertet ist. Aus diesem Grund überließ die Bundesregierung TUI drei Kredite mit einem Volumen von insgesamt 4,3 Milliarden Euro, damit TUI nicht pleite geht. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten 48.330 Mitarbeiter in 2020 bei TUI weltweit, wovon in 2021 immerhin 16% alleine aus Deutschland kamen. Es ist somit ersichtlich, dass TUI als eines des führenden Unternehmen dieser Branche mit seiner Marktbedeutung sowie den hohen Mitarbeiterzahlen weltweit plus Immobilienbeteiligungen als deutscher Konzern gerettet werden musste. Aktuell befindet sich TUI in einer Art Post-Corona Phase ist allerdings lt. (10) aus Dezember 2021 wahrscheinlich auf Preissteigerungen in den künftigen Jahren angewiesen (vgl. (10), (11), (12)).


Preissteigerungen in Zeiten von Inflation nahe der 10% Marke?


Es ist sicherlich keine einfache Zeit für TUI bei eigenen Problemen und einem benachteiligten Markt durch vielerlei Einflüsse. Während 2019 noch 739 Milliarden Euro weltweit durch die Reisebranche erzielt worden sind, lag der Wert 2020 bei 349 Milliarden Euro. Das ist weniger als die Hälfte und damit ca. 47%. In Bezug auf 2022 wird zwar eine leichte Erholung erwartet, dennoch liegt der Umsatz der Reisebranche immer noch unter dem der früheren Corona Jahre bei 666,19 Milliarden Euro (vgl. (13)).


Ja und? Dann geht es doch bergauf für TUI?


Schwierig das zu beurteilen. Zieht man diverse Börsenartikel hinzu, begegnet einem oft das Narrativ von „Ja - jetzt sieht es nicht gut aus für TUI, aber bald könnte Corona vorbei sein und dann kommt eine allgemeine Marktbelebung und damit vielleicht auch für TUI. HUSA!“. Das Problem an dieser Vorstellung ist, dass TUI früher auch nicht ohne Probleme war und durchaus hier und da mit neuen Trends konfrontiert war, die das Kerngeschäft disruptieren.


Was für Trends denn?


Es ist in der Quelle zu (13) nicht explizit benannt, aber der Nebensatz zum Thema wachsende Bedeutung von Online Buchungen in den Niederlanden lässt mich aufmerksam auf ein fundamentales Problem TUIs werden. In 2021 gaben immerhin fast ein Viertel der befragten Niederländer in einer Studie an, dass sie eine Buchung getätigt hätten via Internet.



Wow. Big Deal.


Ja ist es, denn ich habe nicht die ganze Wahrheit gesagt. Ich wiederhole: Dieses Viertel von den befragten Niederländern hat in dieser Studie die Buchung von Reisedienstleistungen via Internet angegeben - IN DEN LETZTEN DREI MONATEN VOR ERHEBUNG DER STUDIE. BEI NOCH STARK AKTIVER PANDEMIE. Trotz Möglichkeit der Videotelefonie mit Reisebüros (vgl. (13)). Analysiert man quer dazu die Gründe und schaut sich die strukturelle Verteilung dieses Meinungsbildes an, so zeigt sich ein weiterer Knieschuss für TUI: 70% der Interviewten aus der jungen Altersklasse 16-29 Jahre kauften einzelne Urlaubsleistungen via Internet und NICHT ausschließlich im Reisebüro. Spannend wäre an dieser Stelle die Nachfrage aus meiner Sicht gewesen, ob dies alle Aktivitäten und Sonderleistungen umfasste oder zumindest doch einzelne Sachen im Reisebüro gekauft worden sind. Positiv für TUI: Je höher das Alter der Befragten, umso weniger Online Buchungen von Urlauben und Sonderleistungen wurden getätigt. Der Anteil der Online Buchungen reduziert sich folglich bei über 64 Jahren auf 22 % - somit findet strukturell eine allmähliche Disruption des Käuferverhaltens statt, da die zentrale Anlaufstelle in Form des Reisebüros nicht mehr für alle Hauptpunkt der Reisebuchung ist (vgl. (13)).


Hast du was gegen Internet? Warum juckt das?


Das juckt massiv - wenn ich als Konzern über 5.000 Reisebüros betreibe - heißt: Personal, Elektrik, Wärme, Überstundenausgleich etc. erwarte ich einen gewissen Return pro Reisebüro. Es soll ersichtlich werden, wann ich mein investiertes Kapital via Reisebüro wieder eingespielt habe. Wenn meine Kunden allerdings bei der Konkurrenz buchen und ich quasi keinen persönlichen Zugang zu meinen Kunden finde, resultieren 2 inkrementelle Nachteile:


Ich kann nicht beurteilen, ob die Reise wirklich zu den Leuten passt. Dadurch wird vielleicht eine Reise gebucht, die sich mittel- bis langfristig schlecht auf mein Image auswirkt, wenn vor Ort festgestellt wird, dass das Reisepaket null stimmt. Man steht als Betreiber bzw. Führungskraft dann auch meist nicht in der Möglichkeit der Intervention, da bekannte Vergleichsportale für Reisen explizit Kundenservice vor Ort anbieten.

Nützliche Zusatzleistungen (Romantikdinner, Jetski Tour, Höhlenbesichtigung etc.) werden vielleicht nicht zur Kenntnis genommen, bzw. geht der Credit trotz Betreiber nicht an das Reisebüro. Es findet also keine Kundenbindung für mich als Betreiber statt.


Mir ist bewusst, dass sich über diese zwei Punkte gut streiten lässt. Daher ziehe ich es weg von meiner Meinung wieder auf die Zahlenebene. Das ist durchaus fordernd, denn ich möchte darstellen, was man für ein Hotel AUF BETREIBERSICHT als Kosten hat und womit TUI vermutlich betroffen ist.


Aus diesem Grund konstruiere ich im folgenden ein Invest-Return Konzept am Beispiel der Hotelbranche. Wir nehmen hierzu zunächst für den Einstieg an, wir betrachten nur ein Hotel der TUI Kette.


Gemessen an dem hohen Qualitätsstandard der TUI Hotels mit mehrheitlich hohen Sternebewertungen sowie oftmals auch All-You-Can-Eat Buffet, werden wir folgende Annahmen treffen:


  • Das Hotel hat MINDESTENS 3 Sterne
  • Das Hotel ist nahe eines Touristenhotspots
  • Es gibt möglichst wenige diffuse Faktoren
  • Es ist kein Bed & Breakfast, sondern umfasst nötige Personaldienstleistungen
  • Wir starten mit einem fixen Hotel - Neu würde eine Beitragsreihe erfordern :)
  • Es handelt sich um ein Hotel auf den Kanaren, Fuerteventura mit mäßigem saisonalen Einfluss


Aufgrund der Parameter bietet sich das Hotel Riu Palace Jandia an. Bevor sich jetzt beschwert wird: Nein ich bekomme keinen Cent von RIU oder TUI, dass ich hier ein Hotel nenne. Anhand von (14), (15), (16) und auch (17) erfahren wir, dass das Hotel drei Etagen und 201 Gästezimmer hat. Auch ein ca. 300 qm großer Swimmingpool zählt hierzu, wobei der Betreiber auch für Klimatisierung, SAT TV und WLAN aufkommen muss. Ein durchschnittliches Zimmer hat 42 Quadratmeter und einen Preis von 210€ für einen Tag. Zur Vereinfachung gehen wir von einem Urlauber mit wöchentlichem Aufenthalt aus. Das berechnet sich dann mit 296€ und einem interessanten Hinweis seitens Google, dass die Preise aktuell hoch seien. Zur Vereinfachung orientieren wir uns an den 276€, die Google noch im gelben Bereich für das Hotelzimmer sieht (vgl. ebd.).


Warum ist das wichtig?


Lt. (14) rechnet sich ein Hotelzimmer erst dann, WENN der Preis ein Tausendstel seiner Baukosten pro Nacht wieder einbringt. Das kann doch gar nicht so viel Geld sein für den Bau oder?


Doch - es sind im Falle des Adlon Hotels 500.000€. Pro Zimmer. Also errechnet sich für das Zimmer von Adlon 500€ die Nacht nach dieser Regel. Was kostet es? Zum Zeitpunkt dieser Analyse liegt der niedrigste Preis lt. (19) bei ca. 485€. Die Daumenregel ist also nicht weit von dem untersten Minimum entfernt, was Hoteliers tatsächlich fordern könnten (vgl. (19).


Was ist im Falle des Riu Palace Jandia anzusetzen?



Damit diese Analyse nicht den Rahmen sprengt, rechne ich rückwärts vom billigsten Preis und nehme diesen kalkulierten Wert als glaubhaft innerhalb eines Intervalls an. Für das Hotel ergibt sich:


0,0001* x = 276€, wobei x = Baukosten des Zimmers in einer Hochpreisphase


Es ergibt sich nach Umstellung:


X1 = 276.000€ Baukosten für ein Hotelzimmer auf das Riu Palace Jandia


Wir bilden das Intervall von den genannten 210€ bis 296€. Dadurch entstehen:


X(min) = 210.000€ bis X(max) = 296.000€, also (210.000<x<296.000)


Was bringt uns dieser Wert?


Wir können nun grob auf Zimmerebene die Baukosten für das Hotel überschlagen. Es ist gar nicht so schwer für einen ersten groben Eindruck.


Wir rechnen X1*201 Gästezimmer und erhalten: 55,48 Millionen € nur für die Gästezimmer und deren Bau. Hinzu kamen noch die Anlage des Pools, die Beschaffung von Personal, der Erwerb von Lizenzen, um in dem Gebiet überhaupt bauen zu dürfen sowie das Anlegen eines Parkplatzes etc. Ab diesem Zeitpunkt wären wir Break-Even mit den Baukosten. Wie genau diese Regel auch weitere Kosten inkludiert, werde ich der Einfachheit halber nicht beleuchten.


Für die Personalkosten nehmen wir an, dass sie gemäß meiner Quellen tatsächlich in der Regel zwischen 30% bis 50% des Gesamtumsatzes des Hotels liegen. TUI machte im ersten Quartal 2022 200 Millionen € weltweit Umsatz mit allen Hotels. Leider werden in (20) nur Umsatzkosten umaufgeschlüsselt dargestellt. Daher soll uns für jetzt erstmal die Erkenntnis genügen, dass folgende Parameter Einfluss auf die Hotelierie ausüben und in wechselhafter Intensität TUI das Geschäft verhageln können.


  • Hoher Baukostenaufwand
  • 30% -50% Umsatzschmälerung durch Personal
  • Absolute Abhängigkeit von der Kundennachfrage (keine Sonderumsätze im größeren Stil)


Diese zwei Punkte sind anhand der vorgestellten Analyse kurz mit Zahlen anhand eines realen Hotels dargestellt worden. Wir haben erkannt, dass ein hoher Kapitaleinsatz mit Personalkosten der wesentliche Treiber im Hotelbusiness sein kann. Vor allem hat TUI hier ein massives Problem durch ausbleibende Kundschaft, wenn das Personal und die Baukosten nicht im Zeithorizont wieder eingeholt werden können.


Wenn euch solche Hotelanalysen wirklich interessieren, mache ich hierzu demnächst gerne mal Vorschläge.


Sehen wir uns die Konzernbilanz vom 31.12.2021 sowie GuV aus dem 1. Quartal 2022 an, so sind es die Anteile der Gesellschafter am Eigenkapital, die durch ihren Anteil am Eigenkapital immerhin einen positiven Eingenkapitalausweis erzielen. Aufgrund massiver Gewinnrücklagen sowie sehr hohen Leasingverbindlichkeiten für z.B. Firmenfahrzeuge und Busse in Höhe von 2,61 Mrd. € plus 3,34 Mrd. € Finanzschulden wird ein Ausmaß an Verschuldung und laufender Verpflichtung offensichtlich, dass bei einem gezeichneten Kapital von 1,623 Mrd. € aufhorchen lässt. Kurz- und langfristige Verbindlichkeiten liegen zusammen bei ca. 7,944 Mrd. € plus 5,566 Mrd.€. Also bei mehr als die langfristigen Vermögenswerte mit 11,261 Mrd. € hergeben.


Also ist TUI wahrscheinlich prominent in vielen ETFs und na klar auch in den Sektorwetten drin oder?


Dafür schauen wir uns im Folgenden die TUI Aktie an:



1.2 Analyse der TUI-Aktie - Eine Aktie zum verfeuern im Kamin?


Die TUI Aktie hat gemäß der Ausführungen aus 1.1 stark gelitten und wesentliche Verbindlichkeiten via Staatkredit aufgebaut. Der Marktwert fiel von 6,3 Mrd. Euro auf mittlerweile 2,917 Mrd. € und das KGV ist Negativ bei -30.


Was bedeutet das?


Wenn der Marktwert fällt, wird zumeist auch der Unternehmenswert und damit sein Buchwert wahrscheinlich auch fallen. Dies ist bei TUI eingetreten, sodass pro Aktie ein geringerer Buchwert an den Aktionär gespiegelt worden ist. Tatsächlich hat man 2019 noch 5,86 € je Aktie Buchwert erhalten. In 2020 und 2021 waren diese Werte mit -0,76 und ca. -1 Euro negativ. Man hat somit in gewisser Hinsicht nichts von TUI bekommen, sondern hat im Gegenteil direkt durch den Kauf Geld verloren, wäre man damals eingestiegen. Das Kurs-Buchwert Verhältnis war in dieser Folge negativ von -4,27 hin zu -3,81 in 2020 bzw. 2021. Das bedeutet, dass das Verhältnis aus dem bewerteten Kurs zum Buchwert negativ ist (vgl. (21)).


Mit den dargestellten Fakten heißt das: Weil der Buchwert negativ wurde, konnte das KBV ebenfalls nur unter Null fallen. Wir erinnern uns: Ein KBV von 1 heißt: 100€ Invest für 100€ Buchwert. Ein negatives KBV unter Null heißt hingegen, dass der Markt dem Unternehmen nicht mal sein Eigenkapital als Wert zugesteht. Das kann also heißen, dass der Markt dem Unternehmen generell stark misstraut und ist für mich als Warnzeichen zu verstehen, dass etwas mit dem Unternehmen oder der Aktie nicht stimmt. Es ist schließlich Wert da - aber der Markt akzeptiert dies ggf. aufgrund hoher Verschuldung, geringem Vertrauen in laufenden Solvenzfragen etc. nicht. Grundsätzlich würde ich ab hier schon die Aktie links liegen lassen und mich nur noch aus Interesse damit beschäftigen (vgl. (20), (21), (22)).


Für euch sehe ich mir die weiteren Parameter dennoch kurz an. Vergleicht man die Börsenbewertung mit dem Umsatz, so sieht der Markt für TUI ein 0,18-faches Verhältnis vor. Das spräche ohne Betrachtung des KBVs usw. zunächst für eine preiswerte Bewertung. Auch ist der Unternehmenswert verglichen mit dem Umsatz bei 0,42, sodass mehr Umsatz generiert wird als das Unternehmen gerade wert ist lt. Börse. Verglichen mit dem EBITDA zeigt sich eine aus meiner Meinung hohe Bewertung in Form des 5,08-fachen des Unternehmenswerts. Was heißt das meiner Meinung nach (vgl. ebd.)?


Das heißt, dass die Umsätze vor Steuern, Schulden, Abschreibungen um das 5,08-fache des Unternehmenswerts unter diesem liegen. Das ist insbesondere daher interessant, da die Anzahl der Aktien von 589.021 (2019) auf 1,1 Millionen ca. (2021) und jetzt auf 1,78 Millionen (2022 e) gestiegen ist. Das Problem an der Ausgabe mehrerer Aktien ist grundsätzlich aus meiner Meinung, dass mehr Verfügbarkeit ggf. auch geringere Aktienbewertung implizieren kann. Das Unternehmen gibt zwar mathematisch korrekt mehr Aktien zum ähnlichen proportionalen Kurs aus, hat aber letztlich das Problem der Verwässerung der eigenen Aktienlandschaft (vgl. ebd., (23)).



Hä?


Unternehmen bekommt Geld via neue Aktionäre und ggf. billigerer Einstiegspreis. Gut. Unternehmen verliert ggf. Vertrauen am Markt und muss zur Stabilisierung des Aktienkurses mehr Aktien nachkaufen. Gewinn verteilt sich auf mehr Aktien. Gewinn verwässert. Dubios. Unternehmen weniger Geld, nicht gut (vgl. (23)).


Insbesondere die Ergebnisentwicklung ist exemplarisch und stellt ein relativ gut gezeichnetes V im Zeitraum 2019 bis 2022 dar. Das Betriebsergebnis fiel massiv, Nettomargen durch ungenutzte Hotels, unproduktives Personal etc. fielen ins Bodenlose und mit dem bisschen Umsatz ließ sich aufgrund von „Corona- Preisgestaltung“ kaum mehr was verdienen wenn überhaupt. Man erwartet ab 2022 bis 2024 wieder einen einigermaßen stabilen Kurs, dennoch verrät der Blick auf die Umsatzrenditen von 2,63% in 2022 (!) Sowie 5,88% erst in 2024, dass Aktionäre hier einen sehr langen Atem brauchen könnten, um ein Ergebnis zu erzielen, dass von den Renditen her unter dem bekannter Unternehmen wie BAT, Intel usw. liegt (vgl. 1.1, (2), BAT-Video)


Wer nach diesen Zahlen kurz eine Zwischenpause braucht, wo es auch mal etwas positiveres zu sagen gibt, kann gerne mein Video zu Intel oder BAT anmachen und dieses Feuer des Aktienmarkts etwas lichten. Auch keine perfekten Konzerne, aber wenigstens ist die Lage mMn weniger misslich:


BAT-Video: https://www.youtube.com/watch?v=RkrJDHcF7MI&t=76s


Intel-Video: https://www.youtube.com/watch?v=qDd-Nkqy1dU&t=6s


Wir fahren fort mit einer Betrachtung der Umsätze. Lt. den Analysten wird das Vorkrisenniveau von 2019 erst 2024 wieder erreicht, wenn 19,057 Millionen Euro erlöst werden. Toll. Wir haben dann quasi wieder umsatzmäßig die gleiche Lage, aber einen wie dargestellt immensen Schuldenberg und eine taumelnde Branche. Könnte vielleicht eine zu zahlende Dividende unsere Wogen glätten (vgl. (2))?


Jain - und obwohl ich Dividendeninvestor auf Getquin vornehmlich bin, wünsche ich mir nicht die Einschätzung der Analysten. Lt. derer schüttet TUI in 2024 aus einem Aktiengewinn von 26 - ich wiederhole: Ganzen 26 Cents die Aktie DREI Cents aus. Ja wirklich. 3 Cents werden erwartet. Ich sehe dies vor diversen Hintergründen kritisch und jeder, der so einigermaßen meine Texte liest weiß, dass ich Dividenden nur aus halbwegs gesicherten Unternehmen mag. Dieses ewige „Ja 2019 haben wir 54 Cents mit Payout Ratio von 76,06% gezahlt, also ballern wir in 2024 11,54% unseres Aktiengewinns einfach so raus, um wahrscheinlich Anlegervertrauen wiederzugewinnen“, finde ich vor den getätigten Ausführungen zu GuV, Bilanz und allgemeinen Marktumfeld schwer verdaulich (vgl. 1.1, (2), (22)).


Die Dividende von TUI stellte sowieso nur von 2014 bis 2019 eine stabile Kurve nach oben da und ist in 2020 von 72 Cents auf 54 Cents gekürzt worden. Öffnet man (24) und selektiert nur Umsatzerlöse und prozentuale Veränderung je Aktie, so sieht man einen deutlichen Trend nach unten, der a) eine nicht proportionale Wachstumsart zum Aktienkurs und zum anderen einen klaren Trend Richtung Unbezahlbarkeit der Dividende in den absehbaren Jahren darlegt. Es ist lediglich meine Meinung und stellt auch keinen Anspruch auf Richtigkeit.


2. Fazit


Zum Schluss löse ich die Frage noch auf, welche wichtigen ETFs denn im Reisesektor existieren und ob sie TUI in einer Schlüsselposition sehen. Lt. (25) tut dies keiner der bekanntesten Sektor ETFS wie der Ishares STOXX Europe 600 Travel & Leisure oder einer seiner Konsorten. Stattdessen begegnet uns häufig Royal Carribean und Vici Properties. Auch Hilton Worldwide ist zu sehen wie auch Delta Air Lines.



Falls euch eines der Unternehmen interessiert, freue ich mich über eure Rückmeldungen!


Was halte ich schlussendlich von TUI? Nun ich bin durchaus gespannt, wie dieser doch so wichtige Konzern sich aus den dargestellten Problemen retten wird. Aber ich werde einen Invest zunächst für mich hierbei nicht Andenken. Ihr könnt das vielleicht anders sehen und ich schildere hier ja auch nur meine Meinung.


Also freue ich mich über euer Feedback!


P.S.: Ich denke aktuell einen Podcast an. Sagt mir gerne, ob ihr den auch hören würdet. Falls der funktioniert, würde ich auch mal mit Gästen ggf. hier von Getquin über verschiedene Themen rund um Dividende etc. reden. Es ist keine Werbefrage, sondern ernste Bitte um Meinungen. Vielen Dank und passt auf euch auf.


Euer Bass-T












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#dividenden
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#geld
#aktie







Quellen


(1) https://de.marketscreener.com/kurs/aktie/TUI-AG-470539/

(2) https://de.marketscreener.com/kurs/aktie/TUI-AG-470539/unternehmen/

(3) https://de.marketscreener.com/kurs/aktie/MCDONALD-S-CORPORATION-4833/

(4) https://www.sharedeals.de/mcdonalds-der-wohl-weltgroesste-immobilienkonzern/#gref

(5) https://finanzwissen.de/aktien/tui-aktie/

(6) https://www.tuigroup.com/de-de/medien/presseinformationen/partnermeldungen/2019/2019-02-19-riu-erhoeht-beteiligung-an-tui

(7) https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/wegen-corona-schulden-tui-beginnt-verkauf-von-hotels-17363573.html

(8) https://www.presseportal.de/pm/44027/4982214

(9) https://www.tuigroup.com/de-de/medien/presseinformationen/ag-meldungen/2021/2021-07-30-tui-group-verkauf-immobilienportfolio-an-familie-riu-abgeschlossen

 (10) https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Corona-TUI-schliesst-2021-erneut-mit-Verlust-ab,tuigeschaeftsjahr100.html

(11) https://de.statista.com/statistik/daten/studie/246229/umfrage/anzahl-der-mitarbeiter-von-tui/


(12) https://de.statista.com/statistik/daten/studie/150116/umfrage/mitarbeiter-der-tui-ag-nach-regionen/


(13) https://de.statista.com/themen/3045/online-reisemarkt/#topicOverview

(14) https://www.welt.de/print-wams/article101030/Was-kostet-ein-Hotel.html

(15) https://hoteltechreport.com/de/news/how-to-start-hotel-business

(16)https://www.google.com/travel/hotels/s/y66JGDQMnu7KduTAA

(17) https://www.riu.com/blog/de/wann-reisen-fuerteventura-riu/

(18) https://www.riu.com/en/hotel/spain/fuerteventura/hotel-riu-palace-jandia/?utm_source=google&utm_medium=organic&utm_campaign=my_business&utm_content=XJA#rooms-grid


(19) https://www.kayak.de/Berlin-Hotels-Hotel-Adlon-Kempinski.14010.ksp

 (20) https://www.tuigroup.com/damfiles/default/tuigroup-15/de/investoren/5_Finanzkennzahlen/2022/SN_2022_Quartalsbericht-Q1_de_IR-Finanzkennzahlen.pdf-81c69fd3cfece533d6ccb325dd3de23a.pdf

(21) https://www.alpha-star-aktienfonds.de/blog/aktienbewertung/kbv/

(22) https://aktienfinder.net/dividenden-profil/TUI-Dividende


(23) https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/tui-staatshilfe-rueckzahlung-101.html

(24)https://www.finanzen.net/bilanz_guv/tui

(25) https://de.extraetf.com/theme/travel-leisure

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35 Kommentare

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Hab mir jetzt 5 Minuten lang das Gif angeguckt und keine Ahnung, worum dein Beitrag ging, aber danke, sehr sehr guter Content :D
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@RoronoaZoro Öhm ja danke😁 Vielleicht findest du später ja noch Zeit dafür😁
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@RoronoaZoro ähm dings… ehh Aktien und Dividende sowas
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@hendrik_lmr Joa kommt hin😁
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@RoronoaZoro sag bescheid wenn du die Telefonnummer brauchst 😬
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@RoronoaZoro der Grund ist egal. Hauptsache Brüste 😂
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@RoronoaZoro hänge da schon seid Stunden wie in einer Zeitschleife..... das ist ..... achja..... boobiies
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Deine GIF-Auswahl ist immer sehr ansprechend.
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@NiMe Vielen Dank🙂 Ein gutes GIF ist für mich ein Muss.
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@LInvesting Vielen Dank🙂
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@ccf danke für die Zusammenfassung 👍🏻
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@Infinity Immer gerne🙂
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Jetzt brummt der Schädel...
Aber sehr ausführlich und schön geschrieben. Wie immer (schreib ich das eigentlich immer drunter?) Gerade in Bezug auf die Dividende fand ich es echt interessant und stimme dir da zu. Wäre für mich auch nix aktuell. Danke dafür

@ccf
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@DividendenWaschbaer Toll, dass wir einer Meinung sind🙂 Keine Anlageberatung.
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Guter Beitrag, aber keine Aktie für mich
@ccf
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Klasse, also ist TUI wohl keine Börsen-Reise wert. Schade ☹️
@ccf
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@Hawgd Man dankt👍
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Ich reise gerne mit TUI, würde sie mir aber niemals als Aktie ins Depot legen
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Meine Meinung zum Podcast kennst du 😉.
TUI würd ich mir nicht ins Depot holen, einfach aus dem aus dem Grund, weil ich lieber auf 4 Rädern die 🌍 bereisen will und es mir übel würde wenn ich 14 Tage in einem Bunker urlauben müsste!
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@FrauManu Das verstehe ich🙂
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Immer viele findest du geeignete GIFs 😂👍🏻

Dein Beitrag besticht zudem durch fundierte Recherchen - dafür @ccf
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Woher hast du das Video von Chloe ?
Muss echt mal mit ihr reden 😂
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@ccf

Vielen Dank für die Zusammenfassung

Denke auch das tui aktuell kein investment ist.
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