📖 𝗕𝘂𝗰𝗵𝘃𝗼𝗿𝘀𝘁𝗲𝗹𝗹𝘂𝗻𝗴 𝗣𝗼𝗹𝗶𝘁𝗶𝗸 📖

𝘋𝘪𝘦 𝘔𝘢𝘤𝘩𝘵 𝘥𝘦𝘳 𝘎𝘦𝘰𝘨𝘳𝘢𝘱𝘩𝘪𝘦 – 𝘞𝘪𝘦 𝘴𝘪𝘤𝘩 𝘞𝘦𝘭𝘵𝘱𝘰𝘭𝘪𝘵𝘪𝘬 𝘢𝘯𝘩𝘢𝘯𝘥 𝘷𝘰𝘯 10 𝘒𝘢𝘳𝘵𝘦𝘯 𝘦𝘳𝘬𝘭ä𝘳𝘦𝘯 𝘭ä𝘴𝘴𝘵

Während meines Urlaubs hatte ich genügend Zeit, um das ein oder andere Buch zu lesen. Eines davon möchte ich euch gerne vorstellen! Danach gibt es wieder geballte Ladung Zahlen, Fakten und Aktienvorstellungen 😉

Im Buch „Die Macht der Geographie“ wird unsere Welt in 10 geographische Einzelteile gegliedert. Dabei geht es im Kern um die Besonderheiten und Herausforderungen hinsichtlich geographischer Lagen aber auch kultureller, klimatischer und politischer Einflüsse. Diese 10 Karten umfassen:

I Russland

II China

III USA

IV Westeuropa

V Afrika

VI Der Nahe Osten

VII Indien und Pakistan

VIII Korea und Japan

IX Lateinamerika

X Die Arktis

Für mich lässt sich das Buch am Besten zusammenfassen als Leitfaden geopolitischer Handlungen.

So sagt der Autor Tim Marshall: „Geopolitik zeigt auf, wie internationale Angelegenheiten vor dem Hintergrund geographischer Faktoren zu verstehen sind. Dabei geht es nicht nur um die tatsächliche Landschaft – die natürlichen Barrieren durch Berge oder die Verbindung durch Flusssysteme beispielsweise -, sondern auch um Klima, Demographie, Kulturregionen und den Zugang zu natürlichen Ressourcen. Solche Faktoren können erhebliche Auswirkungen auf viele Bereiche unserer Zivilisation haben, von politischen und militärischen Strategien bis hin zur Entwicklung der menschlichen Gesellschaft samt Sprache, Handel und Religion.“

All diese geopolitischen Aspekte werden beleuchtet, da diese auch essentiell sind, um heutige Handlungen verstehen zu können.

Für mich persönlich gab dieses Buch sehr interessante Einblicke darüber, warum manche Länder und Regierungen so handeln wie sie es eben tun. Ich kann dieses Buch daher jedem nahe legen, der nicht nach einfachen Antworten für Krisen, Kriege und Flüchtlingsbewegungen sucht sondern in einem geopolitischen Rahmen Dinge kritisch hinterfragt!

Speziell wird einem bewusst, wie viele potentielle Krisenherde es gibt. Um nur ein paar zu nennen:

-Indien gegen China

-Pakistan (Atommacht) gegen Indien und der Einfluss aus Afghanstan, China und den USA

-Nordkorea gegen Südkorea und die Rolle von Japan, den USA und China

-Ägypten gegen Äthiopien und der Kampf um den Nil

-Der Kampf um die Rohstoffe der Aktis und entsprechende Besitzansprüche über Regionen (Die Region umfasst Landgebiete von Kanada, Finnland, Grönland, Island, Norwegen, Russland, Schweden und den USA)

-Russland gegen Ukraine bzw. NATO Konflikt

-Gaza Konflikt (Israel gegen Palästina)

-China gegen Taiwan

Die Liste ist natürlich nicht abschließend und soll auch keine Untergangsstimmung hervorrufen. Denn Kriege und Konflikte gab es in der Menschheitsgeschichte schon immer. Es geht vielmehr darum die Konflikte zu verstehen und Risiken einzuschätzen. Genauso sind Machtpositionen derjenigen einzuordnen, die „nur“ indirekt beteiligt sind.

Um euch einen kleinen Einblick aus dem Buch zu verschaffen möchte ich euch ein paar knappe und interessante Aspekte aus diesem Buch mitgeben. Alle 10 „Karten“ kann ich in diesem Beitrag leider nicht zusammenfassen, da dies den Rahmen sprengen würde. Außerdem möchte ich auch nicht zu viel vorwegnehmen.

𝘿𝙚𝙧 𝙉𝙖𝙝𝙚 𝙊𝙨𝙩𝙚𝙣 [1] :

Der Ursprung von Krieg und Terror – um es etwas plakativ zu umschreiben – so wie wir ihn heutzutage in vielen Ländern wie Afghanistan oder Syrien erleben hat seinen Ursprung 1916.

Das osmanische Reich (1299-1922) umfasste zu seinen Hochzeiten Algerien, Libyen, Ägypten, Israel/Palästina, Syrien, Jordanien, Irak und Teile des Iran. Dabei hatte man sich nicht die Mühe gemacht, sich für diese „Regionen“ Namen auszudenken. Man teilte sie 1867 einfach in Verwaltungsbezirke, die als „Vilayets“ bekannt sind und sich üblicherweise danach richteten, wo bestimmte Stämme lebten, seien es die Kurden im heutigen Nordirak oder die Stammesverbände im Grenzbezirk von Syrien und dem Irak.

„Die Briten und Franzosen hatten eine andere Idee, als das Osmanische Reich zu zerfallen begann. Der britische Diplomat Colonel Sir Mark Sykes nahm 1916 einen dicken Stift und zog eine grobe Linie über eine Karte des Nahen Ostens.“

Viele Linien, die wir also heute als Grenzgebiete der Länder ansehen haben ihren Ursprung aus dieser Zeit und trennten teilweise Kulturen und Familien oder zwängten sie zusammen. Daher sind auch viele Linien nicht, wie wir sie in Europa kennen, „ruckelig“ und oftmals durch Flüsse, Meere und Gebirge geprägt sondern lediglich aus der Laune heraus durch europäische Einflüsse entstanden und sehr gerade gezogen. Bis heute verursachen diese Verschiebungen von Grenzen Konflikte und Kriege um Herrschaftsgebiete. Falls ihr euch also jemals gefragt habt, warum manche Grenzlinien so gerade gezogen sind...hier habt ihr die Antwort.

Viele Länder versuchen auch heutzutage Konflikte zu schüren, indem sie Bevölkerungsgruppen gezielt umsiedeln lassen. So geschehen durch China in Tibet oder Nepal oder Russland in der Ostukraine. Durch einen hohen Anteil der eigenen Kultur (u.a. Sprache) in einem anderen, autonomen Land, wird argumentiert, dass man diese Bevölkerungsgruppe „befreien möchte“.

𝙍𝙪𝙨𝙨𝙡𝙖𝙣𝙙 [1]:

Für Russland spielt die Geographie eine zentrale Rolle. Aus geographischer Sicht könnte man meinen, dass niemand vorhaben könnte nach Russland einzumarschieren. Das Land ist riesig. Bis eine Armee aus Europa Moskau erreicht, müsste sie Nachschublinien bedienen, die unhaltbar lang sind – ein Fehler, den Napoleon 1812 machte und Hitler 1941 wiederholte. Wieso sähe also Putin Europa bzw. die NATO Osterweiterung als Gefahr für Russland an?

Putin denkt sicherlich nicht, dass eine Armee in den nächten Jahren Russland angreifen wird. Allerdings denkt er langfristig, über einen Zeitraum der nächsten 100 oder 200 Jahre. In den vergangenen 500 Jahren wurde Russland nämlich mehrfach vom Westen überrannt (1605 durch Polen, 1708 durch Schweden, 1812 durch Frankreich, etc.). Statistisch waren die Russen seit 1812 durchschnittlich alle 33 Jahre in Kämpfe in oder an der nordeuropäischen Tiefebene verwickelt. So sind auch die Nazis direkt über Polen durch die Ukraine einmarschiert, da dies der direkteste und geographisch einfachste Weg ist. Betrachtet man diese Aspekte und die langen Grenzgebiete, die durch Finnlands NATO Beitritt nochmals enorm ausgeweitet wurden, gibt es genügend Einfallgebiete, die unglaublich schwer zu verteidigen sind. Durch den Zerfall der Sowjetunion, welche Putin als „größte geopolitische Katastrophe des Jahrhunderts“ bezeichnet, hat diese geographische „Angreifbarkeit“ schon zugenommen. Bereits 2004, nur 15 Jahre nach 1989, war jeder einzelne ehemalige Mitgliedsstaat des Warschauer Pakts außer Russland selbst Mitglied der NATO oder der Europäischen Union geworden.

Wer weiß also, was in 50 oder 100 Jahren passiert? Ist die NATO immer noch ein Verteidigungsbündnis oder tritt sie als Agressor auf? Niemand kann dies beantworten und genau das macht Putin Angst. Das langfristige Risiko ist dadurch aus Putins Sicht stets gegeben. Solange also keine natürlichen Grenzen, wie beispielsweise das Himalaja Gebirge zwischen China und Indien oder die Pyrenäen zwischen Spanien und Frankreich, viele Konflikte verhinderten, ist das weite Land von Russland angreifbar und machte es immer wieder zu einem Unruheherd, was die Bevölkerung bis heute prägt. Der Ukraine Konflikt ist natürlich komplexer, als ihn rein auf die geographische Lage zu schieben. Trotzdem ist dieser Aspekt sehr wichtig!

Persönliche Meinung: All das rechtfertigt, aus meiner persönlichen Sicht, trotzdem keinen Krieg und schon gar nicht die Argumentation, die Putin regelmäßig an den Tag legt, ganz zu schweigen von der diktatorischen Untergrabung von Meinungsfreiheit in der eigenen Bevölkerung. Auf politischer Bühne sollte man sich aber genau darüber im Klaren sein, welche Beweggründe gewisse Handlungen haben.

𝙎𝙘𝙝𝙡𝙪𝙨𝙨𝙬𝙤𝙧𝙩:

Ich hoffe meine Buchvorstellung hat euch gefallen. Ich habe Inhalte dabei aus dem Buch übernommen und teilweise eigene Ansichten ergänzt. Das Buch wurde vor 2022 verfasst und damit vor dem Einfall Russlands in die Ukraine. Umso spannender sind allerdings die Einordnungen und Ansichten des Autors, wenngleich das Buch viele weitere spannende politische Themen anspricht.

𝘈𝘭𝘴 𝘦𝘳𝘨ä𝘯𝘻𝘦𝘯𝘥𝘦 𝘓𝘪𝘵𝘦𝘳𝘢𝘵𝘶𝘳 𝘻𝘶 𝘥𝘪𝘦𝘴𝘦𝘮 𝘉𝘶𝘤𝘩 𝘦𝘮𝘱𝘧𝘦𝘩𝘭𝘦 𝘪𝘤𝘩:

Sun Tsu – Die Kunst des Krieges

Final Call – Wie Europa sich zwischen China und den USA behaupten kann; Daniela Schwarzer

Quellen:

[1] Die Macht der Geographie – Wie sich Weltpolitik anhand von 10 Karten erklären lässt; Tim Marshall