2J.·
Investmententscheidung für $965515 (+0,57 %)

𝐆𝐨𝐥𝐝, 𝐝𝐚𝐬 𝐆𝐨𝐥𝐝 𝐝𝐞𝐬 𝟐𝟏. 𝐉𝐚𝐡𝐫𝐡𝐮𝐧𝐝𝐞𝐫𝐭𝐬?


Hier findet ihr meinen Beitrag zur "GetQuin User veröffentlichen Analysen zu Assets die sie hassen"-Challange zum Thema Gold ( https://app.getquin.com/activity/zUEyNebknv )


Gold. Jeder kennt es. Ob physisch oder als ETF / ETC. Bevor wir aber die Frage im Titel dieses Beitrags beantworten, schauen wir erst einmal, 𝐰𝐚𝐫𝐮𝐦 𝐆𝐨𝐥𝐝 ü𝐛𝐞𝐫𝐡𝐚𝐮𝐩𝐭 𝐞𝐢𝐧𝐞𝐧 𝐖𝐞𝐫𝐭 𝐡𝐚𝐭. Dafür bringt es einige wichtige Eigenschaften mit:


1) Gold kann nicht beliebig vervielfältigt werden und ist nur begrenzt verfügbar

2) Gold wird tatsächlich genutzt und verarbeitet. Bspw. in der Elektroindustrie oder in Schmuck

3) Die Förderung und Verarbeitung sind mit großem Aufwand verbunden, der über den Verkaufspreis wieder ausgeglichen werden muss

4) Die Menschen glauben daran

5) Gold kann physisch verwahrt werden und wird grenzübergreifend anerkannt


Manchmal wird versucht, die geringe Verfügbarkeit von Gold (1) zu entkräften, indem auf den Abbau von Gold im Weltall verwiesen wird. Das ist aus meiner Sicht aber Blödsinn, da das auf der einen Seite rein technisch nicht ganz so trivial ist und auf der anderen Seite erst einmal mit noch höheren Förderkosten einher gehen würde, was den Preis eher nach oben treiben würde (3).


Der Einsatz von Gold in der Elektroindustrie oder zur Herstellung von Schmuck (2) stellt sicher, dass es eine Nachfrage abseits der reinen Geldanlage gibt. Entsprechend "muss" Gold gefördert werden. Ist dies allerdings nicht möglich, ohne die Förderkosten zu decken, wird auch nicht mehr gefördert, was das Angebot verknappt und den Preis steigen lässt - bis sich der Goldabbau rein wirtschaftlich wieder lohnt (3). Der Effekt wird durch verbesserte und günstigere Abbaumöglichkeiten abgeschwächt und durch die Reduzierung einfach abbaubarer Goldvorkommen verstärkt.


Wir sehen also, dass Gold - rein rational betrachtet - einen Wert hat. Dazu kommt die für mich viel wichtigere emotionale Komponente: Märkte sind nicht rational. Generationen vor und nach uns wurden und wird eingetrichtert, dass Gold in Krisenzeiten ein sicherer Hafen sei (4). Da solche "nicht zu hinterfragenden allgemeingültigen Annahmen" eben allgemeingültig und nicht zu hinterfragen sind, wird in Krisenzeiten Gold gekauft, wodurch Nachfrage und Preis steigen.


Davon unabhängig kann Gold in Krisen tatsächlich einen großen Wert generieren (5). Nämlich immer dann, wenn durch Krieg, Naturkatastrophen gigantischen Ausmaßes oder politischen Krisen die lokale oder globale Währung und andere Anlageklassen wie Unternehmen (können ihren Geschäften nicht mehr nachgehen) oder Immobilien (wurden zerstört) entwertet werden. Gold ist weltweit bekannt, wird weltweit akzeptiert und funktioniert auch ohne zentrale Elemente, die für deren Wert sorgen (bspw. Zentralbanken). Zudem ist physisches Gold "offlinefähig". Selbst wenn jegliche Infrastruktur zerstört wird, kann Gold noch gegen Ware getauscht werden.


𝐖𝐢𝐞 𝐣𝐞𝐝𝐞𝐬 𝐀𝐬𝐬𝐞𝐭 𝐛𝐫𝐢𝐧𝐠𝐭 𝐆𝐨𝐥𝐝 𝐚𝐛𝐞𝐫 𝐚𝐮𝐜𝐡 𝐞𝐢𝐧 𝐩𝐚𝐚𝐫 𝐄𝐢𝐠𝐞𝐧𝐬𝐜𝐡𝐚𝐟𝐭𝐞𝐧 𝐦𝐢𝐭, 𝐝𝐢𝐞 𝐬𝐢𝐜𝐡 𝐧𝐚𝐜𝐡𝐭𝐞𝐢𝐥𝐢𝐠 𝐚𝐮𝐬𝐰𝐢𝐫𝐤𝐞𝐧:


6) Die Echtheit von Gold können nur Experten überprüfen, denen man entsprechendes Vertrauen schenken muss

7) Die tatsächliche verfügbare Goldmenge ist unbekannt

8) Ob Gold in extremen Krisensituationen (Atomkrieg, Meteoriteneinschlag, WW3, Zombieapokalypse, ...) tatsächlich so nützlich ist, bleibt abzuwarten

8a) Bricht die Infrastruktur zusammen, ist fraglich, ob noch etwas mit Gold in Form von ETF / ETC angefangen werden kann oder nicht

8b) Physisches Gold ist hingegen nur schwer zu transportieren und aufzuteilen und damit als Zahlungsmittel eher ungeeignet

8c) Ohnehin hätte ich in einer extremen Krise lieber Waffen, Munition und Konserven als einen Goldbarren im Keller

9) Theoretisch besteht die Möglichkeit, dass in Zukunft ein Weg gefunden wird, Gold zu ersetzen. Die Nachfrage würde zurückgehen. Gold ist eben kein Unternehmen, das irgendwie Gewinn erwirtschaftet und dadurch einen Kursanstieg rechtfertigen würde


Für mich ist Gold primär deshalb eine Krisenwährung, weil Menschen daran glauben und nicht, weil die Eigenschaften von Gold sich so herausragend eignen um jede Krise zu überstehen. Aber das kann ja auch Grund genug für ein Investment sein ...


𝐓𝐡𝐞𝐨𝐫𝐞𝐭𝐢𝐬𝐜𝐡 𝐤ö𝐧𝐧𝐭𝐞 𝐆𝐨𝐥𝐝 𝐚𝐥𝐬𝐨 𝐰𝐞𝐫𝐭𝐯𝐨𝐥𝐥𝐞𝐫 𝐰𝐞𝐫𝐝𝐞𝐧. 𝐖𝐢𝐞 𝐬𝐜𝐡𝐚𝐮𝐭 𝐝𝐚𝐬 𝐢𝐧 𝐝𝐞𝐫 𝐏𝐫𝐚𝐱𝐢𝐬 𝐚𝐮𝐬?

Tatsächlich konnte Gold den MSCI World Index in den letzten 20 Jahren deutlich schlagen. Gerade zur Finanzkrise und danach konnte mit Gold jede Menge Rendite eingefahren werden, während die Aktienmärkte an Wert verloren. Schaut man sich allerdings die letzten 40 Jahre bzw. die Jahre vor 2000 an, hat der MSCI World die Nase mehr als deutlich vorne [1]. Diese Zahlen lassen natürlich Interpretationsspielraum zu. Ist Gold in den letzten 20 Jahren zu stark gewachsen und jetzt gnadenlos überbewertet? Oder war der Wertzuwachs in den letzten 40 Jahren zu gering, weshalb Gold jetzt auf einem angemessenen Niveau oder weiterhin stark unterbewertet ist? Bevor wir diese wichtige Frage beantworten, werfen wir aber noch einmal einen Blick auf die einleitende Frage:


𝐈𝐬𝐭 𝐆𝐨𝐥𝐝 𝐝𝐚𝐬 𝐆𝐨𝐥𝐝 𝐝𝐞𝐬 𝟐𝟏. 𝐉𝐚𝐡𝐫𝐡𝐮𝐧𝐝𝐞𝐫𝐭𝐬?

Nein, ist es nicht. Das Gold, das wir bisher im 21. Jahrhundert gesehen haben, hatte - zumindest hinsichtlich der Wertentwicklung - nichts mit dem Gold zu tun, das wir aus dem 20. Jahrhundert kannten. Der Goldpreis ist in den letzten 20 Jahren deutlich stärker als in den Jahren zuvor gestiegen. Das kann bspw. mit dem Recency Bias [2] erklärt werden. Das Recency Bias besagt, dass wir jüngeren Ereignissen, wie bspw. dem starken Wertzuwachs von Gold, mehr Bedeutung beimessen als Ereignissen, die länger zurück liegen. D. h. wir sehen steigende Gold-Preise, wollen davon profitieren und kaufen ebenfalls Gold, was zu einer steigenden Nachfrage und damit zu weiter steigenden Preisen führt. Und hier kommt die Regression zum Mittelwert [3] ins Spiel, die dafür sorgt, dass sich kurzfristige Preisschwankungen langfristig an die durchschnittlichen Wertentwicklungen anpassen. Auf fette Jahre folgen also magere Jahre und umgekehrt.


Jetzt könnte man natürlich argumentieren, dass der Goldpreis deshalb so stark gestiegen ist, weil sich die Industrie in den letzten 20 Jahren deutlich verändert hat und darum in diesem Sektor mehr Gold nachgefragt wird. Schaut man sich allerdings die Goldnachfrage aus verschiedenen Sektoren an [4], wird man feststellen, dass 2020 ca. 55% der Goldnachfrage zu Investmentzwecken und von Zentralbanken erfolgte. Fast 40% werden für Schmuck, den es schon immer gab, nachgefragt und lediglich 8% entfallen auf die Industrie.


Sollte man also in Gold investieren? Wenn man Krisen zuverlässig prognostizieren (Market Timing betreiben) kann, definitiv. Ich kann das nicht. Ich mache deshalb weiterhin einen Bogen um Gold. Der Preisanstieg in den letzten 20 Jahren lag deutlich über dem Durchschnitt, weshalb ich aus den genannten Gründen eher davon ausgehe, dass sich der Preis in den nächsten 20 Jahren unterdurchschnittlich entwickeln wird. Zudem sind mir die langfristigen Renditechancen zu gering.




Quellen


[1] https://www.maiwerk-finanzpartner.de/blog/2019/05/16/warum-gold-langfristig-keine-gute-geldanlage-ist/#

[2] https://www.investopedia.com/recency-availability-bias-5206686

[3] https://www.finanzfluss.de/etf-handbuch/risiken-reduzieren/

[4] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1171928/umfrage/verteilung-der-weltweiten-goldnachfrage-nach-sektoren


#analyse
#rohstoffe
#gold
#esel
#alternative

attachment
21
11 Kommentare

Profilbild
Ich hätte noch einen - für mich - positiven Punkte, Gold hat je nach Quelle eine sehr niedrige oder sogar negative Korrelation mit Aktien, langfristig aber trotzdem eine positive Rendite. Durch eine Goldbeimischung senkt man die Volatilität also mehr, als man die Rendite senkt.
Zudem, dass die Preise in den letzten Jahren stärker gestiegen sind hängt auch mit Abbaukosten zusammen, es wird tendenziell teuerer Gold zu gewinnen, da immer mehr reguliert wird wegen Umweltbedenken und die zugänglichsten Fördergebiete natürlich auch mit der Zeit erschöpfen. Toller Beitrag, Respekt fürs aushalten 😂 @ccf
7
Antwort anzeigen
Profilbild
2
Profilbild
Tatsächlich wird der Goldpreis (alle Metalle werden in US-Dollar gehandelt) durch den steigenden Dollarkurs gedrückt, dieser wiederum steigt wenn Zinserhöhungen die Aktienmärkte sinken lassen weil dann Anleger in US-Anleihen und Dollar investieren.
1
Profilbild
der bessere bitcoin
1
Profilbild
1
Profilbild
🥕 danke, feiner Esel
1
Profilbild
Was wann geht denn die "Hass" Challenge?
Antwort anzeigen
Gelöschter Nutzer
2J.
Kommentar wurde gelöscht
Alle 2 weiteren Antworten anzeigen
Werde Teil der Community