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🌐 𝐓𝐡𝐞 𝐥𝐢𝐭𝐭𝐥𝐞 𝐠𝐮𝐢𝐝𝐞 𝐨𝐟 𝐯𝐚𝐥𝐮𝐚𝐭𝐢𝐨𝐧 🌐


Ich habe hin und her überlegt, ob ich den Beitrag posten möchte. Schlussendlich habe ich es vielen aber versprochen. Also hier ist er :)


𝗜𝗻𝗵𝗮𝗹𝘁𝘀𝘃𝗲𝗿𝘇𝗲𝗶𝗰𝗵𝗻𝗶𝘀:

I. Relative Bewertung

II. Intrinsische Bewertung

III. Zwischenlösung/Kompromiss:

IV. Verfahren zur Beurteilung von Growth Unternehmen

V. Fazit


In diesem Beitrag möchte ich euch die Tools und Unterschiede der gängigsten Bewertungsmethoden näher bringen. Aufbauend auf meinem Post zu wichtigen Kennzahlen/Value Investing (https://app.getquin.com/activity/XcuRrJwmyP) zur Unternehmensanalyse zeige ich euch nun, wie man ein Unternehmen bewertet. Was macht man also, wenn man Bilanz, GuV und Cashflow Statement analysiert hat? Die Kennzahlen sehen super aus aber ist das Unternehmen gerade günstig zu haben? All das versuche ich euch komprimiert in diesem Beitrag näher zu bringen. Ich möchte euch dabei allerdings, wie gewohnt, Tools mitgeben und nicht zu sehr ausschweifen.


Bevor ich aber so richtig einsteige übergebe ich euch direkt zu Beginn ein paar Datenquellen, mit denen ihr bereits jetzt die halbe Miete erreicht habt. Öffnet dazu folgende zwei Links, genannt „magic Link 1“ und „magic Link 2“. Diese stammen von Aswath Damodaran, Professor of Finance an der New York University bzw. aus seinem Buch „The little book of valuation“. Warum sage ich euch das? Über diese Links erhaltet ihr Erklärungen und Excel Dateien, mit denen ihr eure eigenen Analysen durchführen könnt. Ihr erhaltet nicht nur Excel basierte Present Value/DCF Vorlagen. Ihr bekommt ebenso diverse Übersichten zu gängigen Branchen-Multiples, gängige WACCs, Erklärungen über die Unterschiede der verschiedenen Stufen (Life Cycles) von Unternehmen, Sektoren-/Branchenunterschiede und wie man all dies in der Bewertung berücksichtigen muss. Zu berücksichtigen in der Bewertung von Unternehmen sind daher stets:


Life Cycle der Unternehmen:

Young Growth Companies

Growth Companies

Mature Companies

Declining and Distressed Companies


Sektorunterschiede:

Financial Service

Rohstoffe und Zykliker

Intangibel Assets


Die „magic Links“ zu Reichtum und Wissen:

Link 1: www.wiley.com/go/littlebookofvaluation

Link 2: https://pages.stern.nyu.edu/~adamodar/New_Home_Page/datacurrent.html


Die wichtigsten Inhalte der Links habe ich zum Schluss des Posts nochmal zusammengefasst. Als Ergänzung möchte ich euch zusätzlich zwei Links mitgeben, mit denen ihr eure eigenen DCF Analysen erstellen könnt. Diese sind einfacher gehalten, als im magic Link 1 dargestellt, jedoch ohne detaillierte Informationen über gängige Brachen WACCs, Risiko Betas und und und. Ihr habt nun also die Wahl, welchen Calculator ihr verwendet. Ganz ohne die Magic Links würde ich aber nicht arbeiten.


DCF Calculator im www (Keine Garantie über Korrektheit der Berechnung):

https://www.omnicalculator.com/finance/dcf

https://tradebrains.in/dcf-calculator/


Wisst diese Links zu schätzen. Wer das Buch von Damodaran nicht gelesen hat oder nicht Teil von seinen Vorlesungen an der New York University war, wird sonst wahrscheinlich nie davon erfahren (außer ihr jetzt ;)). Die Links liefern umfangreiche Excel Tools, die auf vielen Seiten zahlungspflichtig wären. Teilweise habt ihr auch direkt Youtube Erklärvideos von Damodaran in den jeweiligen Excel Sheets integriert. Das Buch gibt zudem sämtliche Werkzeuge mit, um Unternehmen bewerten zu können. Ich empfehle es daher jedem, der ein gewisses Basiswissen in Bilanzanalyse verfügt.


Es gibt grundsätzlich zwei Ansätze Unternehmen zu bewerten:


𝗜. 𝗥𝗲𝗹𝗮𝘁𝗶𝘃𝗲 𝗕𝗲𝘄𝗲𝗿𝘁𝘂𝗻𝗴:

Relative Bewertung ist sehr simple und beurteilt ein Asset oder Unternehmen auf Basis von Preisen für ähnliche/gleiche Unternehmen/Assets auf dem Markt. Möchte ich bspw. Coca Cola Aktien kaufen schaue ich mir evtl an, wie Pepsi gerade bewertet ist und beurteile anhand dieser Vergleichsinformation, ob Coca Cola günstiger oder teurer ist. Dies geschieht durch einfache Multiples wie [1]:


-KGV (Faustregel <15 günstig): Sagt aus, wie viel Jahre es dauert, bis wir über die Unternehmensgewinne den Kaufpreis wieder verdient hätten. Im relativen Vergleich mit den Peers sollten wir die Aktie mit dem niedrigsten KGV bevorzugen. Berechnung: Kurs/Gewinn pro Aktie

-KUV (Faustregel < 1 günstig): Das KUV kann hilfreich sein, wenn es um die Bewertung eines Unternehmens mit negativem Gewinn und/oder Cash Flow geht. Berechnung: Kurs/Umsatz pro Aktie

-KBV (Faustregel <1 günstig): Der Aktienkurs in Bezug gesetzt zum Wert des mit Eigenkapital finanzierten Anteils der Vermögenswerte. Berechnung: Kurs/EK pro Aktie

-KCV ((Faustregel <15-18 günstig): Im Vergleich zum KGV sind die wesentlichen Effekte aus den Unterschieden zwischen Abschreibungen und tatsächlichen Investitionen sowie den nicht Cash-relevanten Aufwendungen berücksichtigt. In der Regel wird der operative Cashflow verwendet. Vorteil: Cashflows kann man schlechter „manipulieren“ als den Gewinn. Ich verweise hierzu auch auf meinen Post zum Big Bath Accounting: https://app.getquin.com/activity/Vppdunisrn?lang=de&utm_source=sharing Berechnung: Kurs/Cashflow pro Aktie

-PEG (Faustregel <1 günstig): Berücksichtigt sowohl das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis, als auch das erwartete Gewinnwachstum. Ich setze das PEG sehr gerne ein, da es eine Brücke zur intrinsischen Bewertung (DCF) baut und somit eine Wachstumskomponente mit einfließen lässt. Berechnung: KGV/prognostizierte Gewinnwachstum


Unter dem „magic link 1 und 2“ findet ihr aktuelle Übersichten (wird laufend aktualisiert) zu durchschnittlichen Multiples pro Sektor. So könnt ihr bereits gute Vergleiche anstellen, um eure Analyse zu erweitern. Ihr merkt also schon jetzt. Speichert euch diese verdammten Links!


Zu erwähnen ist außerdem, dass die oben genannten Faustregeln, wann ein Unternehmen günstig erscheint, nicht in Stein gemeißelt sind. Für Wachstumsunternehmen sind diese mitnichten anzuwenden. Dazu komme ich aber auch noch später unter Punkt IV.


Bei der relativen Bewertung sehe ich zwei große Nachteile:

-Künftige Zahlungsströme werden nicht berücksichtigt. Das PEG Ratio berücksichtigt immerhin das Wachstum und deckt somit auf simple Art und Weise künftige Ströme ab. Aber auch hier gilt, dass die Kennzahl als Vergleichswert (relativ eben) dient. Gerade bei Wachstumsunternehmen mit hohen KGV/KUV - Werten ist es schwer zu beurteilen, ob das Unternehmen relativ betrachtet günstig oder teuer ist. Die Werte schwanken hier enorm.

-Value Trap: Sind die relativen Kennzahlen sehr niedrig muss es nicht unbedingt bedeuten, dass das Unternehmen günstig ist. Vielleicht gibt es Gründe (hohe Verschuldung, miserable Margen, politisches Umfeld – bspw. China/Russland, schlechtes Management, etc.). All das sieht man nicht anhand der Kennzahl.


All diese Nachteile versucht die intrinsische Bewertung auszumerzen.


𝗜𝗜. 𝗜𝗻𝘁𝗿𝗶𝗻𝘀𝗶𝘀𝗰𝗵𝗲 𝗕𝗲𝘄𝗲𝗿𝘁𝘂𝗻𝗴:

Der intrinsische Wert eines Assets/Unternehmens ist der Wert, den wir auf Basis der aktuellen oder zukünftigen durch dieses Asset generierten Cashflows und unter Berücksichtigung des Investitionsrisikos (definiert die Kapitalkosten oder auch WACC genannt) ermitteln. Für ein Immobilienunternehmen wie z.B. Vonovia würden diese Cashflows z.B. durch die aktuell erzielten bzw. zukünftig erzielbaren Nettokaltmieten definiert. Der Zusammenhang ist klar: Je hoher die Mieteinnahmen einer Immobilie sind, desto mehr wären wir bereit dafür zu bezahlen. [1] Die gängigste Methode ist dabei das DCF-Modell.


Der Unterschied zur relativen Bewertung ist ganz einfach erklärt: Die intrinsische Bewertung gibt mir direkt den Aktienkurs/Unternehmenswert, den ich anhand der eingegebenen Paramter berechnet habe. Wenn mir mein DCF Modell sagt, dass der faire Wert für Pepsi 120€ ist, dann wäre sie momentan zu teuer (zum Zeitpunkt des Verfassens bei 158€). Genauso würde ein DCF Modell den fairen Kaufpreis einer Immobilie ermitteln.


Die intrinsische Bewertung gibt ein „bigger picture“: Durch Berücksichtigung von Kapitalkosten (Inflation, Zins und Risikoaufschlag für bspw politisches Umfeld oder Branche), Wachstum und künftiger Cashflows ist die Methodik sehr detailliert. Ich diskontiere schlussendlich zukünftige Cashflows mit prognostizierten Wachstumsraten und Kapitalkosten auf den heutigen Zeitpunkt, um den für heute fairen Wert des Unternehmens zu ermitteln. Durch die vielen Variablen werden 10 Analysten jedoch niemals exakt die selbe Risikoeinschätzung haben und kommen somit stets zu unterschiedlichen Ergebnissen. Gerade aufgrund ihrer Komplexität kann man viele Fehler begehen. Kleine Anpassungen können große Auswirkungen haben. Daher gibt es Situationen, in denen die relative Bewertung ein realistischeres Bild abgibt. Ich bin der Meinung, dass man einen Mittelweg finden und keine der beiden Verfahren ignorieren sollte.


Vorteil der intrinsischen Bewertung: Durch die intrinsische Bewertung lässt sich gut erklären, weshalb Aktienkurse in einem hohen Zinsumfeld meist korrigieren (gerade Growth). Durch hohe Zinsen ist die Finanzierung für Unternehmen schwieriger, sodass sie schwerer zu günstigen Krediten kommen oder gar höhere Zinsbelastungen haben, bei bereits bestehender, variabler Verzinsung. Dies drückt direkt auf die Marge und den Casfhflow/Gewinn und somit auch auf die Kapitalkosten bzw. den Zins, mit dem ich die Cashflows diskontiere. Ihr merkt also...versteht man die intrinsische Bewertung und die eingesetzten Parameter, versteht man auch gewisse Marktzusammenhänge und Kursbewegungen. Und somit schließt sich auch der Kreis zu meinen Posts, die all diese Risikokomponenten thematisieren und welche schlussendlich in einen Risikozins (WACC) berücksichtigt werden können:


-Value Investing - Buffett

https://app.getquin.com/activity/XcuRrJwmyP

-Staatsverschuldung (inkl. Thematisierung von Zins und Inflation):

https://app.getquin.com/activity/eGyMOcHpaC

-Goodwill

https://app.getquin.com/activity/ymidZwhlTk


Es ist zwar klar, dass ein Krieg, ein Embargo oder Produktionsausfälle Kurskorrekturen zur Folge haben oder dass höhere Zinsen schlecht für die meisten Unternehmen sind (Banken mal ausgenommen). Aber welche Parameter beeinflusst werden und wie Analysten und Invetsmentbanken dies beurteilen, respektive in ein Zahlenwerk ummünzen, versteht man anhand der DCF Bewertung und den darin enthaltenen Parametern (Kapitalkosten, Wachstumsraten, Cashflows). Eine DCF Bewertung gibt mir schlussendlich Auskunft darüber, welcher Aktienkurs den fairen Preis widerspiegelt, nach mikro- und makroökonomischen Anpassungen (Zins, Inflation, Produktionsknappheit, Bilanzstruktur, etc.). Ich weiß damit also nicht nur, dass ein Kurs fällt sondern kann das Ausmaß besser abschätzen und wann sich ein Einstiegszeitpunkt lohnen könnte.


𝘞𝘪𝘤𝘩𝘵𝘪𝘨𝘦 𝘒𝘰𝘮𝘱𝘰𝘯𝘦𝘯𝘵𝘦𝘯 𝘻𝘶𝘳 𝘉𝘦𝘳𝘦𝘤𝘩𝘯𝘶𝘯𝘨 𝘥𝘦𝘳 𝘋𝘊𝘍 𝘔𝘦𝘵𝘩𝘰𝘥𝘪𝘬:


Um die DCF Berechnung anwenden zu können (ich habe euch über die magic Links und www Links eine Auswahl gegeben) möchte ich euch in Kurzform die wichtigsten Parameter mitgeben. Sie werden euch auch für die „magic Links“ helfen. Ich erwähne dabei aber explizit, dass ich euch alles in Kurzfrom erläutere. Die DCF Berechnung ist nicht simple und eigentlich kaum in einem Beitrag kurz erklärt. Daher möchte ich euch, kombiniert mit den „magic Links“, eine breite Palette an Tools mitgeben. Ich gehe dabei hauptsächlich auf die Entity Methode zur DCF Berechnung ein. Grundsätzlich gibt es nämich die Entity, als auch die Equity Methode, mit unterschiedlichen Herangehensweisen und Besonderheiten. Das Endergebnis sollte aber immer gleich sein.


1) Growth Rates:

Wachstumsraten finden zwar Anwendung bei der relativen Bewertung (PEG) aber vor allem bei der intrinsischen Bewertung. Es gibt verschiedene Wege die richtige Wachstumsrate für die Zukunft zu definieren. Am Beispiel Clinuvel habe ich dies mit folgenden Quellen getan:


-Zukünftiges Wachstum:

Marketscreener ist ein tolles Tool, um Finanzdaten abzugreifen und Prognosen oder gar Analystenschätzungen einzusehen.

https://de.marketscreener.com/kurs/aktie/CLINUVEL-PHARMACEUTICALS-488895/fundamentals/


-Vergangenes Wachstum (AQQS Score):

Im Traderfox Terminal findet man ganz unten in der Übersicht den AQQS-Score, welcher das vergangene Umsatz- und EBIT Wachstum auf einen 3-Jahres-, als auch 10 Jahreshorizont darstellt.

https://aktie.traderfox.com/visualizations/AU000000CUV3/EI/clinuvel-pharmaceuticals-ltd


Dazu gibt euch der „magic Link 2“ historische Übersichten zu Wachstumsraten pro Sektor/Land. Zuletzt sollte man auch den veröffentlichten Geschäftsericht und Quartalsberichte durchsehen, da dort die firmeninternen Prognosen gerne erwähnt werden.


Alles gebündelt ergibt dann die Wachstumsrate, die ich im PEG oder DCF Verfahren verwende. In meinen Analysen zeige ich euch immer einen Ausschnitt auf (unter der Rubrik Kennzahlen):

https://app.getquin.com/activity/MEUdUaDMjl?lang=de&utm_source=sharing


Selbstverständlich kann man Wachstumsraten anhand Marktprognosen oder Branchenschätzungen auf verschiedenen Plattformen ableiten und noch genauer darstellen. Es geht schlussendlich immer exakter oder auch komplizierter. Welchen Weg ihr wählt ist euch überlassen.


-Perpetual Growth Rate: Die DCF Berechnung verlangt noch die Perpetual Growth Rate, mit der das „unendliche Wachstum“ definiert wird. Ich würde mich hierbei an der historischen Inflationsrate oder BIP Rate orientieren. Ist die angegebene Rate höher als das BIP, ginge man davon aus, dass das Unternehmen „für immer“ das Wirtschaftswachstum übertreffen wird.


2) Kapitalkosten/Diskontierungszins:

Kapitalkosten können im WACC Verfahren (Weighted Average Cost of Capital) ermittelt werden und stellen den Diskontierungszins dar, mit dem man die Cashflows im DCFM diskontiert. So werden die zukünftigen Cashflows (Free-Cashflows) eines Unternehmens nicht einfach summiert, um den Discounted Cashflow zu ermitteln. Sie werden mit Bezug zu ihrem jeweiligen Entstehungsjahr abgezinst. Dabei bedeutet Abzinsung, auch „Discounting“ oder „Diskontierung“ genannt, dass der heutige Wert einer zukünftigen Zahlung ermittelt wird. Unterschieden wird im WACC-Zins in Fremdkapitalkosten (grundsätzlich bestehend aus Zins + Default Risk bzw Ausfallrisiko) und Eigenkapitalkosten. Die Ermittlung des Diskontierungszinses kann über das CAPM [2] erfolgen. Der Zins bei den Fremdkapitalkosten ist recht simple zu ermitteln. Der sogenannte risikolose Zinssatz lässt sich aus dem Zinssatz 10 jähriger Staatsanleihen (EU oder USA) oder dem LIBOR [3] ableiten, was einem marktüblichen Zins entspräche. Hinzu kommt noch ein Risikoaufschlag für Ausfallrisiken. Je nach Bilanzstruktur erfolgt dann die Gewichtung der beiden Komponenten (EK vs FK). Ich möchte hier jedoch nicht zu sehr ins Detail gehen. Die Thematik kann für Neulinge sehr komplex wirken. Grundsätzlich gilt folgende Formel:


WACC (Cost of Capital) = E/V * ce + D/V * cd * (1-tr)

E=Eigenkapital

D=Fremdkapital

V=E+D

ce=cost of equity

cd=cost of debt

tr=Steuersatz (dieser wird berücksichtigt, da die Kreditzinsen von der Steuer abzusetzen sind. Daher ist das Fremdkapital um die Steuer günstiger)


Schlussendlich benötigt man zur Diskontierung künftiger Cashflows einen Zinssatz (WACC), der sich aus verschiedenen Komponenten und auch Risikofaktoren ableitet. Ich möchte euch aber auch hier eine Abkürzung geben. Es ist nämlich nicht nötig, diesen Zinssatz mühsam selbst zu berechnen (gerade ce und cd).


Eine erste Übersicht zu gängigen WACCs gibt euch folgende Seite:

https://pwc-tools.de/kapitalkosten/


Natürlich hat der magic Linke 2 auch tolle Excel Dateien und Branchen/Ländervergleiche, die noch mehr ins Detail gehen. Diese könnt ihr unter der Rubrik „Costs of Capital by Industry Sector“ im Link 2 einsehen. Dort kann man den WACC schön mit Daten füttern (z.B. aktuelle Inflationsrate oder Zinssatz für 10 jährige Staatsanleihen) und die WACCs sind direkt mit einer Formel verknüpft und passen sich an. Das Excel File ist super! Ihr müsst nichts weiter tun als eure Parameter zu ergänzen!


Somit könnt ihr branchenübliche WACCs einfach herausziehen, ohne einen großen „Zampano“ zu veranstalten.


Man sollte dabei immer länderspezifische und politische Risiken mitberücksichtigen. Daher seid euch stets bewusst, dass der Zinssatz sehr individuell ist. Grundsätzlich gilt: Je höher der Faktor (bspw. durch Zinserhöhungen oder Inflation) und damit das Risiko, je niedriger die Bewertung einer Aktie.


Ihr habt aber schon jetzt gemerkt, dass das DCF Verfahren viele Variablen hat und daher sehr individuell verwendet werden kann. 10 Analysten kommen wahrscheinlich zu 10 unterschiedlichen Ergebnissen, aufgrund unterschiedlicher Risikoeinschätzungen und Wachstumsprognosen.


3) Free-Cashflows (FCF)

Natürlich benötigt ihr auch die Free-Cashflows, die ihr schlussendlich diskontiert (WACC) und mit den Wachstumsraten multipliziert. Dazu würde ich den Geschäftsbericht des jeweiligen Unternehmens heranziehen. Diesen findet ihr am Einfachsten auf der Unternehmens-Homepage im Investors Relations Bereich. Im Finanzbericht seht ihr das sogenannte Cashflow-Statement (Geldflussrechnung), welches sich in Cashflow aus operativer Tätigkeit, Cashflow aus Investitionen und Cashflow aus Finanzierungstätigkeit aufteilt. Der Free-Cashflow ergibt sich aus dem operativem Cashflow abzüglich des Cashflows aus Investiotionstätigkeit und sagt aus, wie viel Geld übrig bleibt, um Kredite zu tilgen, Dividenden auszuschütten oder Aktienrückkäufe zu tätigen. Diesen (FCF) benötigt ihr für eure Diskontierung.


4) Werkzeug Sammelkasten

Jetzt habt ihr alles was es braucht, um selbst eine DCF Berechnung vorzunehmen:

-WACCs anhand vorgegebener magic Links.

-Growth Rates anhand vorgegebener Links / Geschäftsberichte.

-Free-Cashflows über die jeweiligen Geschäftsberichte (CFoper. - CFinvest. = FCF).

-Excel Tool zur Berechnung anhand magic Link 1 oder im www (https://www.omnicalculator.com/finance/dcf; https://tradebrains.in/dcf-calculator/)


Vergesst bei eurer Berechnung nicht, die Werte durch die „shares outstanding“ (Anzahl Aktien) zu dividieren, damit ihr auch den Wert für eine einzelne Aktie erhaltet. Wenn ihr „shares outstanding“ und den Unternehmensnamen googled findet ihr garantiert genügend Informationen.


Dazu möchte ich euch noch zwei Videos mitgeben, in denen die Systematik des Free-Cashflows und der DCF Berechnung ganz simple erklärt werden. Ihr erhaltet diese in den Kommentaren von mir.


𝗜𝗜𝗜. 𝗭𝘄𝗶𝘀𝗰𝗵𝗲𝗻𝗹ö𝘀𝘂𝗻𝗴/𝗞𝗼𝗺𝗽𝗿𝗼𝗺𝗶𝘀𝘀:

Ein Kompromiss zwischen der relativen Bewertungsmethodik und einer DCF Bewertung bietet eine einfache Present Value Berechnung. Ich finde diese Methodik daher gut, da sie weniger kompliziert ist und dadurch auch weniger fehleranfällig. Natürlich kann man argumentieren, dass sie dadurch auch ungenauer ist. Die Methode berücksichtigt genauso einen Risikozins und Wachstumsprognosen.


Jegliche Cashflows, sei es von Aktien, Immobilien oder Anleihen können ganz einfach mit einer Present Value (PV) Berechnung anhand des Perpetual Growth Model berechnet werden. Ihr erhaltet damit ebenso den fairen Wert eines Unternehmens, ähnlich wie bei der DCF Berechnung, nur einfacher und mit weniger Variablen. Was für euch besser und genauer ist müsst ihr aber selbst entscheiden. Ein Beispiel für regelmäßige Zahlungsströme sind bei Dividendenaristokraten natürlich die Dividenden. Hier kann man das PV Verfahren gut darstellen:


Berechnungsformel:

PV = Erwartete Dividende nächstes jahr / (Required Return – Expected growth Rate)


Required Return = Bezeichnet die Unsicherheit/Risikozins, der gedeckt sein sollte. Ermittlunng über CAPM möglich. Lässt sich aus dem WACC ableiten.

Die Basis für den Required Return ist unterschiedlich:

Für Dividenden: Cost of Equity

Für den Free-Cashflow (FCF): Cost of Capital (WACC) -->wie beim DCF-Verfahren


Grund: Dividenden werden nicht beeinflusst durch FK Zinsen und vorallem das Tax Shield – Dividenden würden direkt ins EK, in Form von Gewinn, fließen, wenn man sie nicht ausschütten würde. In der Cashflow Systematik wären wir bei Dividenden nämlich im Bereich „Cashflow aus Finanzierungstätigkeit“ und somit außerhalb des FCF. Daher wäre der Cost of Capital Ansatz falsch.


Die Unterscheidung des Zinses für den „Required Return“ (ob Cost of Equity oder Cost of Capital) ist sehr wichtig. Ihr könnt die Daten aus dem Magic Link 2 ablesen. Die Zinssätze ändern sich, wenn ihr die Parameter zur Inflation und Zins (bspw. 10 oder 30 jährige Staatsanleihen) im Excel anpasst. Die Datei findet ihr im Link unter der Rubrik „Cost of Capital by Industry Sector“. Dort sind sämtliche Diskontierungszinssätze enthalten, die ihr benötigt. Dann das entsprechende Land auswählen und das Excel File öffnet sich – magic! :)


Beispiel Pepsi:

Inflationsrate = 8%

10 year US t-bill = 3,12% [6]

Cost of Equity = 8,27% -->Gem. Magic Link 2 eingegebene Parameter zu Inflation (8%) und Zins (3,12%) für Excel File in Rubrik „Cost of Capital by Industry Sector“ - US eingegeben

Wachstumsrate der Dividende = 4% (ewige / „perpetual“ Wachstumsrate)

Dividende 2021 = 4,25 USD


Aufgrund unterschiedlicher Interpretationsmöglichkeiten gehe ich gern von verschiedenen Szenarien aus:

PV von Pepsi (konservativ): 4,25 x 1,04 / (0,085-0,04) = 98,22 USD

PV von Pepsi (optimistisch): 4,25 x 1,04 / (0,075-0,04) = 126,29 USD

PV von Pepsi (realistisch): 4,25 x 1,04 / (0,08-0,04) = 110,5 USD

KGV Pepsi: 31,12

KGV Beverage (Soft): 29,93 (siehe magic Link 2)

PEG Beverage (Soft): 2,63 (siehe magic Link 2)


aktueller Kurs: 170 USD

Ergebnis: Pepsi erscheint momentan eher überbewertet.


Im Gegensatz zum DCF-Ansatz werden künftige Zahlungsströme nicht diskontiert sondern lediglich Jahr 1, unter Annahme einer konstanten/unendlichen Wachstumsrate, inklusive Risikozins. Das DCF-Verfahren ist dadurch natürlich viel variabler und richtig angewendet, genauer. Trotzdem ist die PV-Methodik ein guter Indikator in eurer Analyse. Dazu bildet die PV Methode die Basis für das DCF Verfahren (sofern ihr den FCF nehmt und nicht die Dividenden), da das DCF Verfahren ebenfalls mit der ewigen Wachstumsrate arbeitet. Im Magic Link 1 findet ihr auch das Dividend Discount Model (DDM), welches künftige Zahlungsströme berücksichtigt und somit auf das simple PV-Verfahren aufbaut. Natürlich habt ihr auch das DDM als Excel Vorlage im Magic Link. Die Berechnungslogik ist ähnlich, wie beim DCFM.


𝗜𝗩. 𝗩𝗲𝗿𝗳𝗮𝗵𝗿𝗲𝗻 𝘇𝘂𝗿 𝗕𝗲𝘂𝗿𝘁𝗲𝗶𝗹𝘂𝗻𝗴 𝘃𝗼𝗻 𝗚𝗿𝗼𝘄𝘁𝗵 𝗨𝗻𝘁𝗲𝗿𝗻𝗲𝗵𝗺𝗲𝗻 (Umsatz/EBIT Wachstum von mind. 20% p.a.):

Die Bewertung von Wachstumsunternehmen ist immer etwas komplizierter, da künftiges Wachstum unsicherer und variabler ist. Generiert das Unternehmen zudem noch keinen Gewinn ist weder das KGV noch das PEG Ratio anwendbar. Genauso kann es sein, dass noch kein positiver FCF generiert wird. Um somit eure Tools etwas auszuweiten würde ich euch raten, folgende Kennzahl in euer Repertoir aufzunehmen, um solide beurteilen zu können, ob ein Unternehmen auch langfristiges und nachhaltiges Wachstum verspricht:


-Rule of 40

Rule of 40 = Umsatzwachstum + Free Cashflow-Marge

oder

Rule of 40 = Umsatzwachstum + EBITDA Marge

Die Summe aus Umsatzwachstum und Free Cashflow-Marge wird als Rule-of-40-Score bezeichnet. Wenn die Summe größer gleich 40 Prozent entspricht, so wird die Rule of 40 erfüllt. Mit dieser Kennzahl kann die Effizienz des Wachstums von Unternehmen bewertet werden. [4] So gibt es Unternehmen, die 20% Umsatzwachstum haben und 20% EBITDA Marge oder 40% Umsatzwachstum jedoch 0% EBITDA Marge. Ziel ist es Wachstumsunternehmen mit dieser Formel etwas zu „normalisieren“, um so Unternehmen herauszufiltern, die alle Apsekte des Wachstums berücksichtigen. So würde es beispielsweise wenig Sinn ergeben jedes Jahr 50% Umsatzwachstum zu haben, wenngleich die EBITDA Marge durch hohe Kosten (bspw. Herstellungskosten, Verwaltungs- oder Personalkosten) negativ ist, sodass das Unternehmen niemals profitabel wird. [5]


Grundgerüst für Wachstumsunternehmen:

-KUV (sofern kein Gewinn)

-PEG (bei Gewinn)

-DCF oder PV (anstatt einer Dividende diskontiert einfach den FCF im PV-Ansatz – Achtung! Dann mit dem WACC und nicht cost of equity!)

-Rule of 40

-Kontinuierliches und stabiles Umsatzwachstum sowie EPS Wachstum


𝗩. 𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁

Zusammenfassend konnte ich euch hoffentlich folgende Tools näher bringen:

-Relative Bewertung (KGV, KUV, KCV, KBV, PEG)

-Intrinsische Bewertung anhand der Discounted Cashflow Methode (DCF)

-Present Value Berechnung (als einfache Alternative zum DCF)

-Dividend Discount Model (DDM), ähnlich anzuwenden wie die DCF Methode

-Besonderheiten bei Wachstumsunternehmen


Zum Abschluss möchte ich euch noch folgendes mitgeben:


All Valuations are biased – Die Ansichten einer Aktie/Unternehmens hat man meist schon geformt, bevor man das Unternehmen fundamental bewertet. Seid daher nicht zu optimistisch sondern wählt lieber pessimistische Parameter. Trotzdem gilt, dass ein gewisser bias bestehen bleibt. Wie ihr aus meinen Erklärungen wahrscheinlich herauslesen konntet bieten beide Methoden Vor- und Nachteile. Wichtig erscheint mir einfach, dass man sich nicht auf ein Verfahren versteift oder stur das KGV anschaut. Kombiniert in eurer Due Diligence quantitative und qualitative Kennzahlen, wie im vergangenen Post (https://app.getquin.com/activity/XcuRrJwmyP) dargestellt mit Bewertungsverfahren aus diesem Post und ihr werdet ein Gefühl dafür bekommen, ob ihr gerade ein unterbewertetes Unternehmen gefunden habt oder nur vergoldeten Blechschrott. Schlussendlich ist aber niemand vor einem Fehlgriff sicher, trotz umfangreicher Analysen. Es geht vielmehr um die Reduzierung der Fehler bzw. Erhöhung der Wahrscheinlichkeit richtige Entscheidungen zu treffen. Stock picking ist dadurch kein Glückspiel mehr sondern führt zu gezielten Investitionen. Je genauer eure Analyse, umso weniger panisch werdet ihr in turbulenten Zeiten!


Ich hoffe es hat euch gefallen! Viel kürzer ging leider nicht :)


#theaccountant

#value

#bewertung

#valuation

#learn


Beitrag auf Wunsch erstellt

@Lorena

@SharkAce

@Djangoo

@deepmind


Quellen:

[1] https://diyinvestor.de/value-investing-basics-das-1x1-der-bewertungsverfahren/#Intrinsische_Bewertung

[2] https://www.investopedia.com/terms/c/capm.asp

[3] https://www.global-rates.com/de/zinssatze/libor/libor.aspx

[4] https://aktien.guide/blog/rule-of-40-einfach-erklaert

[5] https://softwareequity.com/blog-calculating-the-weighted-rule-of-40/

[6] https://ycharts.com/indicators/10_year_treasury_rate


weitere Quellen:

Buch: The little book of valuation – How to Value a Company, Pick a Stock, and Profit – Aswath Damodaran

Grafik: https://articles.bplans.com/are-you-facing-the-valuation-trap/


Relevante Links zusammengefasst:

Magic Link 1: www.wiley.com/go/littlebookofvaluation

-->PV Calculator

-->DCF Calculator

-->Dividend Discount Model Calculator

-->Unterschiede „across life cycle“ / „across sectors“


Magic Link 2: https://pages.stern.nyu.edu/~adamodar/New_Home_Page/datacurrent.html

-->Risk Premiums (Betas) länderspezifisch/Sektorspezifisch

-->Cost of Capital/Cost of Equity länderspezifisch/Sektorspezifisch

-->Wachstumsraten historisch/pro Industriesektor/länderspezisfisch

-->Diverse Multiples wie KGVs/PEG Ratios pro Industriesektor/länderspezifisch


WACCs: https://pwc-tools.de/kapitalkosten/

-->WACCs Branchenvergelich

-->EBITDA/EBIT Multiples Branchenvergleich

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64 Kommentare

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@ccf - im Prinzip können wir den Wettbewerb für die Woche einstellen und auch direkt den Monatspreis vergeben 👍
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Das ist ungelogen wahrscheinlich der wichtigste Beitrag, den es je auf Getquin gab. Vielen Dank dafür, viele (vor allem Anfänger) wundern sich immer wieder, wieso Aktien fallen, wenn das Unternehmen doch am wachsen ist. Die Bewertung ist das wichtigste. @ccf @ccf_EN
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@ccf Vielen Dank, echt Wahnsinn wieviel Mühe du dir immer wieder gibst❤️
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wer braucht schon warren wenn man den accountant hat😍 @ccf
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Und wieso genau kenne ich das alles schon aber meine Positionen sind trotzdem alle rot👀
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@ccf @ccf einfach doppelt, weil hält besser. Muss zugeben, dass es harter Tobak für einen Anfänger sein kann, aber schwierig das noch leichter zu machen. Börse und Unternehmensbewertung ist halt wirklich nicht einfach. Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!

Deswegen auch nochmal vielen Dank für die Info und die Tools, dass man es auch selbst bisschen ausprobieren kann. Dieser Beitrag wird wahrscheinlich das inoffizielle "how to" für den interessierten Privatinvestor sein. Beitrag darf eigentlich niemals untergehen!
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@Kundenservice wann kriegt der Mann denn mal einen Haken?
Hat es auf jedenfalls 100x mehr verdient als manche Influencer die nur Copy/Paste Beiträge machen. Ehrlich gesagt verstehe ich da Euer System nicht …. Und da bin ich sicher nicht der Einzige….
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Jonas, du bist der Beste ehrlich 😭❤️ @ccf
Das hat mir so so viel weitergeholfen!
Ich weiß, was ich heute vor habe 🌝
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Uff was hast du denn hier rausgehauen 👀 Vielen Dank! Na dann aber sicher @ccf sonst werd ich mad 🗿
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